Versicherungsobjekt Kunst
Rotterdam, Oktober des Vorjahres, 3 Uhr in der Früh: Unbekannte stehlen sieben Meisterwerke von unschätzbarem Wert. Die rumänischen Diebe sind zwar zwischenzeitlich gefasst, doch der Schaden ist groß. Denn die Mutter eines der Täter soll die Bilder jüngsten Meldungen zufolge daheim im Kamin verbrannt haben. „Es muss nicht immer so spektakulär wie in diesem Fall oder beim Raub der Saliera in Wien ablaufen“, sagt die ausgebildete Kunsthistorikerin Cornelia Ellersdorfer. Sie ist seit einigen Jahren im Dienste der Allianz Versicherung als Sachverständige in ganz Österreich unterwegs, um private Kunstsammlungen ausreichend zu versichern.
„Diebstahl kommt nur ein bis zwei Mal im Jahr vor“, erzählt sie aus ihrem Erfahrungsschatz. In diesen Fällen werden die Kunstobjekte zur internationalen Fahndung ausgeschrieben. „Ist es kein Auftragsdiebstahl, wissen Diebe oft gar nicht, was sie da stehlen.“ Silberobjekte seien meist nicht mehr zu finden, da sie eingeschmolzen werden. „Bilder tauchen eher wieder auf.“ Dann sei es schon möglich, dass der Dieb ein 300.000-Euro-Werk um 100 Euro am Flohmarkt verkauft.
Am häufigsten komme es zu Beschädigungen, etwa „wenn ein Kind ein Bild mit Filzstift bemalt“ oder beim Transport, wenn „die Arbeiter nicht aufpassen“.
Auch bei der UNIQA gibt es von den 500 Schadensfällen im Jahr, die die Kunstversicherung betreffen, „nur einige wenige spektakuläre Fälle“, wie Petra Eibel, Leiterin der Sparte, erzählt, davon rund zehn Diebstähle. „Und diese werden diskret abgehandelt.“ Der durchschnittliche versicherte Wert liege bei 400.000 Euro, wobei dieser aber in den vergangenen Jahren gestiegen sei. Dies hängt laut Eibel mit der Finanzkrise zusammen. „Kunst gilt zunehmend als sicheres Investment.“
Höhere Deckung
Wer meint, eine normale Haushaltsversicherung reiche aus, der irrt. „Bei der Kunstversicherung sind höhere Summen und mehr Gefahren abgedeckt“, klärt Ellersdorfer auf. So seien von Angehörigen oder der Putzfrau verursachte Schäden auf alle Fälle gedeckt. Die UNIQA rät Privatsammlern ab einem Sammelwert von 100.000 Euro zu einer eigenen Kunstversicherung. Jedoch können auch einzelne Werke mit Werten, die unter dieser Gesamtsumme liegen, speziell versichert werden.
„Die Versicherung ist kein Massenprodukt“, stellt Ellersdorfer klar. Kein Makler könne den Wert der Objekte berechnen, daher müsse sie oft die Kunden daheim aufsuchen. „Wir sehen, wie die Reichen und Schönen wohnen“, sagt Ellersdorfer, lässt sich aber keine Geheimnisse entlocken. Diskretion ist erwünscht, Beratung gegen Einbruch meist ebenso. Und weiter:„Die Kunden wissen oft nicht, welchen Wert sie daheim haben, etwa wenn sie etwas erben.“ Das wertvollste bei der Allianz versicherte Kunstobjekt ist ein Schiele im Wert von fast zwei Mio. Euro.
In der Praxis werden die versicherten Gegenstände rund alle drei Jahre neu bewertet. „Dabei orientiert man sich vor allem an den aktuellen Auktionsergebnissen für vergleichbare Werke eines Künstlers“, sagt UNIQA-Fachfrau Eibel. Es komme auch vor, dass die Versicherung einen Vertrag ablehnt. „Wenn etwas nicht ordentlich geschützt ist und die Prämie zu hoch werden würde.“
Bei der UNIQA liegt die Prämie (für Gemälde, Skulpturen, Münzen, Antiquitäten, antike Möbel, Briefmarken) zwischen 1,0 und 3,5 Promille des Wertes. Bei privaten Sammlungen hängt sie auch von Schutzvorkehrungen ab. Die Allianz verlangt ab 700.000 Euro Versicherungswert eine Alarmanlage. Museen und Händler müssen wegen des Transport- und Ausstellungsrisikos höhere Prämien zahlen.
LeistungIm Schadensfall zahlt die Versicherung die Restaurierung und, falls diese nicht völlig gelingt, auch die Wertminderung sowie bei Totalschaden den vereinbarten Marktwert (auch wenn sich dieser in der Zwischenzeit nach oben oder unten verändert hat). Nicht inkludiert sind Schäden durch Tiere, unsachgemäße Reinigung oder Restaurierung, Abnützung, Beschlagnahme und Enteignung.
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