Versicherungen: Mit Unisex wird’s teurer

Versicherungen: Mit Unisex wird’s teurer
Neue Unisex-Tarife bescheren auch Frauen ein Preis-Plus bis zu 40 Prozent bei Versicherungen.

Elisabeth E. überlegt schon länger, eine Unfallversicherung abzuschließen. Dazu durchgerungen hat sie sich noch nicht. Ein Bekannter redet seit Monaten davon, dass er sich privat krankenversichern lassen will. Getan hat er es allerdings auch noch nicht.

Beide haben eines gemeinsam: Wenn sie ihre Pläne umsetzen wollen, müssen sie rasch handeln. In gut einem Monat wird es für sie deutlich teurer.
Ab 21. Dezember dürfen Versicherungen bei der Vertragsgestaltung keine geschlechtsspezifischen Unterschiede mehr machen. Diese sogenannten Unisex-Tarife werden zu teilweise deutlichen Teuerungen führen. Elisabeth E. müsste für die Unfallversicherung dann um rund 20 Prozent höhere Prämien zahlen als jetzt, die Krankenversicherung ihres Bekannten wird sich durch Unisex um bis zu 25 Prozent verteuern.

Bei den Auswirkungen gilt als Faustregel:
Für Frauen werden Unfallversicherungen und Risiko-Lebensversicherungen teurer.
Männer werden für Krankenversicherungen, Rentenversicherungen, Berufsunfähigkeits- und Pflegeversicherungen höhere Beitrage zahlen müssen.
Das jeweils andere Geschlecht sollte dann eigentlich billiger davonkommen. Davon hat Gerold Holzer, stellvertretender Obmann des Fachverbandes der Versicherungsmakler, allerdings noch nichts gemerkt. „Gar nichts wird billiger“, stellt er fest. Mit tatsächlichen Tarifen geizen die Versicherer zwar noch. Aber bei der Durchsicht der bereits vorhandenen Daten ist Holzer klar geworden: „Es wird in der Regel an das bisher teurere Geschlecht angepasst.“ Die Assekuranzen würden zudem neue Tarife entwickeln, die man mit den alten gar nicht mehr vergleichen könne. Als Beispiel dafür nennt Holzer die Unfallversicherung mit anderen Deckungen für Bergung und Rehabilitation.

Den Vorwurf, dass durch die Unisex-Tarifreform vieles teurer, aber nichts billiger wird, wollen die Versicherer allerdings nicht auf sich sitzen lassen. Bei der Risiko-Versicherung etwa (eine reine Ablebensversicherung, die etwa der Absicherung von Krediten dient) „wird es für Männer um 25 Prozent billiger, für Frauen um 20 bis 25 Prozent teurer“, kalkuliert Mathias Frisch. Der Leiter der Abteilung „Leben“ bei der Wr. Städtischen sieht bei der Risiko-Versicherung „die größte Spreizung“. Für Frauen billiger – und Männer teurer – würden Krankenversicherungen (Sonderklasse) um etwa zehn Prozent. Auch bei Rentenversicherungen kommen Frauen künftig billiger weg (Männer teurer), hier würden die Veränderungen allerdings im einstelligen Prozentbereich liegen.
Aus der Branche hört man teilweise aber auch viel dramatischere Zahlen: So könnten vor allem Unfall- und Risiko-Versicherungen für Frauen um bis zu 40 Prozent mehr kosten als jetzt.

Tipps

„Es gibt zwei einfache Tipps: Bei Rentenversicherungen sollten Männer, bei Risiko-Versicherungen Frauen jetzt abschließen, weil die jeweils teurer werden“, sagt Allianz-Vorstand Manfred Baumgartl.

Wie viel man sich tatsächlich ersparen kann, wenn man noch in den nächsten Wochen abschließt, lässt sich erst sagen, wenn alle Tarife auf dem Tisch liegen. „Im Regelfall wird es aber zulasten der Frauen ausgehen“, so Baumgartl.

Viel Zeit für Überlegungen ist jedenfalls nicht mehr. Die neuen Tarife gelten ab 21. Dezember für alle Neuverträge. Weil die Assekuranzen etliche Tage brauchen, um die Polizzen auszustellen, müssten sie die Anträge bis spätestens Mitte Dezember im Haus haben. „Wir werden am 20. Dezember aber keine Kunden wegschicken“, sagt Städtische-Manager Frisch. „Zur Not arbeiten wir mit Annahmeerklärungen.“ Die wird dann ausgestellt, wenn die Versicherungen den Kunden akzeptiert, aber für die Polizze noch Zeit braucht.

Tarife: Im Partner-Look
Die neuen Unisex-Tarife gelten ab 21. Dezember. Für Frauen werden vor allem Risiko-Lebensversicherungen und Unfallversicherungen teurer. Männer werden etwa für Kranken-, Renten- und Pflegeversicherungen mehr zahlen müssen.

Unisex gilt nur für Neuverträge. Achtung: Wer seinen alten Vertrag ändert, kann ungewollt in die Unisex-Falle tappen. Der Vertrag gilt weiterhin als alt, wenn man seine Einzahlung um bis zu 100 Prozent erhöht.

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