Österreicher sind reich, veranlagen aber vorsichtig

Österreicher sind reich, veranlagen aber vorsichtig
Statistisch gesehen verfügt jeder Österreicher über ein Geldvermögen von 43.740 Euro. Doch dabei wird zu sehr auf konservative Veranlagungen gesetzt.

Der individuelle Blick auf Konto und Sparbuch zeigt wohl etwas Anderes. Doch rein statistisch gesehen verfügt jeder Österreicher über ein Geldvermögen von 43.740 Euro. Und zwar netto betrachtet, also abzüglich der privaten Schulden. Auf diesen Wert kommt der jüngste Vermögensreport des deutschen Versicherungskonzerns Allianz, der rund um den Globus (bis auf Afrika) zusammengetragen hat, was Privatleuten an Bankeinlagen, Wertpapieren und Ansprüchen gegenüber Versicherungen und Pensionsfonds gehört.

Bei globaler Betrachtung ist Österreich von Rang 16 auf 17 abgerutscht und von Deutschland überholt worden. Dass das heimische Geldvermögen viel weniger stark gestiegen ist als in vielen anderen Ländern, hat damit zu tun, dass die Österreicher kaum auf Aktien setzen. Die haben im Vorjahr einen Boom erlebt, während es für Spareinlagen nur magere Zinsen gibt. Mit schuld ist auch, dass Immobilienvermögen nicht mitgezählt wird. Das hat sich in den Vorjahren deutlich aufgebaut.
Weltweit lag das Geldvermögen mit 118,3 Billionen Euro um 29 Prozent über dem Vorkrisenjahr 2007.

Nur kleines Plus

Innerhalb Westeuropas hat Österreich den kleinsten Vermögenszuwachs. Den Titel Westeuropa-Meister gibt es aber für die kleinste Verschuldung. Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt mit 19.770 Euro deutlich unter dem Westeuropa-Durchschnitt von 24.730 Euro. „So manche Regierung könnte sich an Herrn und Frau Österreicher ein Beispiel nehmen“, sagt Wolfram Littich, Vorstandschef der Allianz-Gruppe in Österreich. Mit einer Schuldenquote von 53,7 Prozent der Wirtschaftsleistung entsprechen die Privathaushalte den Maastricht-Kriterien (60-Prozent-Latte), was der Bund bei Weitem nicht schafft.

Vermögensreport in Zahlen

Österreicher sind reich, veranlagen aber vorsichtig

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In anderen Ländern „sind die Schulden allerdings beängstigend hoch“, sagt Allianz-Ökonom Arne Holzhausen, Mit-Autor des Vermögensreports. Südkorea (92,9 Prozent) und Malaysia (86,8 Prozent) hätten bei den Schuldenquoten die USA (83,4 Prozent) schon deutlich überholt.

Bei einer Kennzahl „haben wir die Idee des Global Village auf die Spitze getrieben“, schmunzelt Holzhausen – bei der Einstufung des globalen Mittelstands. Der besteht aus jenen, die über Geldvermögen von 5300 bis 31.800 Euro verfügen. Auch wenn man mit dieser Summe in Ost und West, Nord und Süd ganz unterschiedlich aufgestellt ist. Diese Gruppe ist im Vorjahr auf 912 Millionen Menschen gewachsen und stellt laut Report 19 Prozent der Weltbevölkerung dar (nach 18 Prozent im Jahr davor). Dabei stellt die Allianz fest, dass die Ungleichgewichte bei der Vermögensverteilung nicht zugenommen haben. In den vergangenen Jahren sei es sogar stärker in Richtung ausgeglichenere Verteilung gegangen. Nicht jedoch in den USA und Frankreich. Das sind ausgerechnet jene Länder, die der französische Ökonom Thomas Piketty im Fokus hat, wenn er vor der unaufhaltsamen Spaltung der Gesellschaft warnt.

- 912 Millionen Menschen zählen zur globalen Mittelschicht – um 60 Millionen mehr als ein Jahr zuvor.

- 118,3 Billionen Euro macht das globale Geldvermögen aus – ein Zuwachs um 9,9 Prozent.

- 31,6 Billionen Euro wiegt die private Verschuldung (plus 3,6 Prozent).

- 38 Prozent des Geldvermögens entfallen auf Bankeinlagen, 29 Prozent auf Wertpapiere.

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