Börsen-Boom hat Superreiche noch reicher gemacht

Dem reichsten Prozent gehört 34 % des globalen Vermögens
Momentum-Ökonomin Schuster sieht in hoher Vermögenskonzentration Gefahr für die Demokratie.

Die Wirtschaft schrumpft, die Vermögen wachsen. Die Zahl der Dollar-Millionäre hat 2023 mit 22,8 Millionen Personen einen Rekordwert erreicht (plus fünf Prozent zum Vorjahr). Zusammen besitzen sie laut World Wealth Report des Beratungsunternehmens Capgemini 86,8 Billionen Dollar (also etwa 80.000 Milliarden Euro).

Dahinter steht vor allem der Boom an den Aktienmärkten. Je etwa ein Fünftel der Vermögen der Reichen stecken in Aktien, Immobilien und festverzinslichen Wertpapieren. Der größte Anteil entfällt mit 25 Prozent auf Geld bzw. Geldäquivalente.

Die meisten Dollar-Millionäre gibt es mit 7,4 Millionen Personen in den USA, gefolgt von Japan (3,7), Deutschland (1,6) und China (1,5). Um eine homogene Gruppe handelt es sich bei den Reichen allerdings nicht: Neun von zehn besitzen zwischen einer und fünf Millionen Dollar.

Ein Drittel der erfassten Vermögen gehört hingegen dem einem Prozent der Superreichen mit einem Vermögen von mehr als 30 Millionen Dollar. Wie stark die Konzentration an der Spitze ist, zeigt das Beispiel des reichsten Österreichers. Das Vermögen von Red-Bull-Erbe Mark Mateschitz wird auf 39,6 Milliarden Dollar  geschätzt.

170.000 Millionäre in Österreich

In Österreich gibt es laut der Erhebung von Capgemini 170.000 Dollar-Millionäre, die zusammen 470 Milliarden Dollar besitzen. Beim gewerkschaftsnahen Momentum-Institut sieht man sich von den Zahlen in der Forderung nach Vermögenssteuern bestätigt.

Eine Vermögensteuer, die bei zwei Millionen Euro ansetzt, würde 98 Prozent der Haushalte nicht betreffen.

von Barbara Schuster

Momentum-Institut

„Vermögen ist extrem konzentriert in den Händen von Wenigen, vor allem an der obersten Spitze der Vermögensverteilung“, sagt Momentum-Ökonomin Barbara Schuster zum KURIER. In Österreich würden die reichsten fünf Prozent mehr als die Hälfte des privaten Nettovermögens besitzen, während „gleichzeitig 1,3 Millionen Menschen unter der Armutsgefährdungsschwelle leben“. 

Die massive Ungleichheit ist für Schuster ein gesamtgesellschaftliches Problem. Sie führe zu „Machtkonzentration und politischer Einflussnahme“, sei also im Endeffekt eine Gefahr für die Demokratie.

Methodik

Capgemini erstellt den World Wealth Report bereits seit 1997. Abgedeckt sind darin 71 Länder, 98 Prozent des globalen Bruttonationaleinkommens und 99 Prozent der weltweiten Börsenkapitalisierung. 

Zur Gruppe der Dollar-Millionäre zählt Capgemini Personen mit einem frei verfügbaren Vermögen von umgerechnet 920.000 Euro. Sammlungen und selbst bewohnte Immobilien werden dabei nicht mitgezählt.

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