Verliert Berlusconi, gewinnen die Aktienmärkte

epa03591902 Former Italian prime minister and leader of the Popolo delle Liberta (People of Freedom) party, Silvio Berlusconi attends a press conference in Rome, Italy, 20 February 2013. Italian general elections will be held on 24 and 25 February. EPA/GIUSEPPE LAMI
Prognose: Italienischen Aktien winkt veritable Rallye, wenn der Cavaliere nicht zum Zug kommt

„Sollte der Cavaliere in Rom wieder an die Macht oder auch nur in ihre Nähe kommen, wird das nicht nur den italienischen Anleihen den Garaus machen. Dann wird die ganze Euro-Zone abgestraft und die Aktienkurse dürften in den Keller rauschen.“ Ein Börsianer fasste am Donnerstag zusammen, was die Anleger im Vorfeld der Wahlen in Italien (am kommenden Sonntag und Montag) bewegt. Bei einem Comeback von Silvio Berlusconi rechnen Analysten damit, dass die Kurse italienischer Staatsanleihen kräftig fallen und die Renditen im Gegenzug anziehen. In Zahlen bedeutet das: Die Rendite von zehnjährigen Staatspapieren, die derzeit bei 4,477 Prozent liegt, könnte auf sechs Prozent hochspringen.

Hintergrund für diese möglichen Ausschläge ist nicht nur die Anti-EU- bzw. Anti-Euro-Rhetorik Berlusconis. Ihm wird auch nachgesagt, dass er etliche Reformen, die Mario Monti in Gang gebracht hat, wieder zurückdrehen könnte.

Ein Silvio Berlusconi an den Schalthebeln der Macht würde auch die Aktienmärkte durcheinanderwirbeln. Kursverluste von zehn Prozent und mehr könnten die Folge sein. Dass Italien in der Rezession steckt, sei in den Aktienkursen bereits jetzt enthalten, sagen Aktien-Experten.

Eine Mitte-links-Koalition unter Pier Luigi Bersani und Mario Monti würden die Finanzmärkte nahezu mit Jubel aufnehmen, lautet die Analystenprognose. „Dann werden wir eine veritable Rallye italienischer Aktien erleben“, sagt etwa Alberto Chiandetti, Manager des „Fidelity Italy Fund“. Die Erleichterung über einen derartigen Wahlausgang würde man auch an Kursgewinnen an anderen europäischen Börsen ablesen können.

Sollte sich das Mitte-rechts-Bündnis unter Berlusconi durchsetzen, wäre das hart erarbeitete Vertrauen in Italien wie auch in die gesamte Eurozone wieder auf den Prüfstand gestellt, befürchten die Experten der deutschen DZ Bank. Weniger Vertrauen der internationalen Investoren hieße, dass auch die Renditen anderer hoch verschuldeter Euro-Staaten wieder anziehen würden (was neue Staatsschulden teurer macht). Dieses „Abstrafen“ durch die Finanzmärkte würde allerdings auch einen Silvio Berlusconi rasch wieder zur Rückkehr zum Sparkurs bringen, glaubt Fidelity-Manager Chiandetti.

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