Verhagelte Ernte und Förderzwist

Verhagelte Ernte und Förderzwist
Landwirtschaft: Die Bauernvertreter wehren sich gegen Vorwürfe der E-Control.

Dieses Jahr wird den Bauern noch lange in Erinnerung bleiben", sagte Günter Griesmayr, Vorstandsvorsitzender der Agrarmarkt Austria (AMA), vergangene Woche. Gemeint war die miserable Getreideernte – die schlechteste seit mehr als 40 Jahren.

Nur ein schwacher Trost, dass zumindest die Qualität von Weizen & Co. heuer hervorragend ist. Denn auch an vielen anderen Fronten kämpfen die Bauern dieser Tage mit Ungemach, das Pech scheint ihnen an den Händen zu kleben. Die Wetterkapriolen der vergangenen Wochen und Monate hat auch weite Teile der Obsternte verhagelt, vor allem Marillen und Erdbeeren sind betroffen. Insgesamt wurde weit mehr als ein Viertel der gesamten heimischen Ackerfläche von den Wetterextremen heimgesucht.

Darüber hinaus kocht derzeit wieder einmal das Langzeitthema Milchpreise hoch. Im ersten Halbjahr ist der an die Bauern gezahlte Milchpreis um 13 Prozent gesunken – eine Folge der (europaweiten) Überproduktion. Der Handel reagierte prompt und verbilligte zuletzt einige Milchprodukte deutlich. Selbst die Molkereien sprechen von "Preisdumping". Etliche Milchprodukte seien zur Zeit sogar billiger als vor dem EU-Beitritt Österreichs.

Ökostrom

Anfang des Monats kamen die Bauern auch noch in die Schusslinie der E-Control, die beim Ökostrom vor einer Über-Förderung der Biomasseanlagen warnte. Dagegen wettert nun Landwirtschaftskammer-Präsident Gerhard Wlodkowski im KURIER-Gespräch. Die Regulierungsbehörde E-Control sei nicht dazu da, Politik zu machen: "Wie da polemisiert wird, ist zum Teil unerträglich", ätzt Wlodkowski.

Ökostrom habe zuletzt dazu geführt, dass, wegen der Abdeckung des Spitzenbedarfs, die Strompreise an den Börsen gesunken seien. "Wir sind Teil der Lösung, und nicht das Problem", sagt der LW-Präsident. Anstatt Ablenkungsmanöver für die fossile Energie zu fahren, sollte die E-Control lieber dafür sorgen, dass die Strompreissenkungen auch zeitnah bei den Konsumenten ankommen.

Schützenhilfe gibt’s vom niederösterreichischen Landesrat Stefan Pernkopf: "Bei solchen Aussagen hinterfrage ich generell die Rolle der E-Control." Diese solle nicht wie der "verlängerte Arm der Arbeiterkammer" argumentieren. Die AK sieht in der Ökostromförderung für Biomasse eine Doppel-Subventionierung der Bauern.

Apropos Förderungen: Auch vom Rechnungshof bekamen die heimischen Bauern zuletzt ihr Fett weg. Laut aktuellem RH-Bericht waren die Agrarsubventionen in den vergangenen Jahren teilweise weit höher als dies rechtlich erlaubt gewesen wäre – was Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich umgehend dementierte.

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