„Verbrenner spielen auch in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle“

„Verbrenner spielen auch in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle“
BMW Group verkauft in Österreich mehr Elektroautos, aber herkömmliche Antriebe sind weiterhin beliebt. Absatz und Produktion leiden unter Krisen.

Hohe Spritpreise und die Klimakrise lassen die Elektromobilität weiter boomen. Davon geht man zumindest bei der BMW Group Austria aus. Der Anteil an reinen Elektroautos der Marken BMW und Mini hat sich im Vorjahr gegenüber 2020 fast verdreifacht. Mit 2.720 von insgesamt 18.204 Neuzulassungen liegt der Anteil der E-Autos bereits bei rund 18 Prozent. "Wir hätten einiges mehr verkaufen können", sagt Christian Morawa, CEO von BMW Austria.

Rechnet man Hybride dazu, sind es 33 Prozent. Die Topseller bei den Elektrischen waren laut Morawa die Modelle i3 und iX3. Aktuell bietet die Gruppe 21 elektrifizierte Fahrzeuge an (davon 5 rein elektrische), bis nächstes Jahr sollen es 25 sein.

Aktuell ist der im Februar eingeführte i4 und der iX3 die Topseller unter den Elektrischen, wobei die Wartezeiten auf neue Fahrzeuge generell und bei E-Autos im Besonderen deutlich länger geworden seien, so Morawa. „Die Lieferzeit betrug früher 6 bis 8 Wochen, jetzt sind es eher 6 Monate.“ Das hänge auch von der gewünschten Ausstattung ab. „Bei wenigen Modellen beträgt die Wartezeit schon bis 2023.“ Viele Kunden wüssten aber Bescheid und würden früher bestellen.

„Verbrenner spielen auch in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle“

Christian Morawa (li.) und Alexander Susanek

Die Gründe für die langen Wartezeiten sind nicht überraschend – anhaltende Versorgungsprobleme mit Halbleitern sowie der Krieg in der Ukraine, der einen Engpass bei Kabelbäumen verursacht. „Es hat bei den Halbleitern schon besser ausgesehen und wir haben ursprünglich mit höheren Verkäufen gerechnet“, sagt Morawa. Nun gehe man wieder von einem Volumen wie im Vorjahr aus. Bezüglich Rabatte dürften sich die Käufer nicht viel erwarten. Sie pendeln sich nach unten ein.

Zur BMW Group Austria gehört auch das BMW Motorenwerk in Steyr. Auch dort ist der Betrieb aufgrund der Umstände beeinträchtigt. „Die Auftragsbücher sind voll, aber die Versorgung mit Kabelbäumen ist nicht so, wie wir wollen, die Produktion ist eingeschränkt“, sagt Werkschef Alexander Susanek. Die Kurzarbeit für alle 3.200 Mitarbeiter in der Produktion sei bis Ende Mai angemeldet, mehr könne er zum jetzigen Zeitpunkt dazu nicht sagen.

„Jeden Mittwoch entscheiden wir, welche Produkte wir in der Folgewoche produzieren. Diese Flexibilität haben wir.“ Es sei aber ein aufwändiger BMW-interner Abstimmungsprozess. Es sei aber nicht so, dass der, der am lautesten schreit, zuerst mit den notwendigen Teilen beliefert werde. Es sei jedenfalls bisher kein einziges Fahrzeug nicht produziert worden. Ohne Motor werde aber kein Fahrzeug produziert, stellt Susanek klar. "Wir rechnen mit weiteren Lieferschwierigkeiten, die zu Ausfällen führen können."

Apropos Motor: Im Vorjahr liefen 1,09 Millionen Stück in Steyr vom Band, um 9,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Auch weil Produktionsreihen vom Stammwerk München übernommen wurden.

Heuer rechnet Susanek aufgrund der Schwierigkeiten nur mit einer ähnlich hohen Stückzahl. Der Anteil von Dieselmotoren ging um 10 Prozent auf 354.000 Stück zurück. In Österreich beträgt der Diesel-Anteil der BMW-Group bei den Neuzulassungen mit Verbrenner noch immer 70 Prozent.

Daneben wurden 105.000 Gehäuse von Elektromotoren hergestellt. Eine zweite Fertigungslinie geht nun in Betrieb. Dass die zunehmende Elektrifizierung zum baldigen Aus des Verbrennermotors führen werde, glaubt Susanek nicht. „Verbrenner spielen auch in den nächsten Jahre eine wichtige Rolle.“ Es mache keinen Sinn, jetzt ein Enddatum zu benennen. 

Insgesamt erwirtschaftetete die BMW Group Austria im Vorjahr 6,57 Mrd. Euro Umsatz, ein Plus von 12,6 Prozent.

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