Verbraucherschützer wollen VW auf 1,2 Milliarden Euro verklagen

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Bis zu 300.000 betroffene Autobesitzer können an neuer Sammelklage teilnehmen. Das Klagerisiko trägt ein Prozessfinanzierer.

Der Dieselskandal bei Fahrzeugen von VW, Audi, Seat und Skoda jährt sich Mitte September 2025 zum zehnten Mal, doch die Besitzer von rund 300.000 betroffenen Fahrzeugen in Österreich haben noch keine Entschädigung erhalten. Denn der VW-Konzern zahlt nur, wenn er geklagt wird. Nun werden hierzulande erneut schwere Geschütze gegen den Wolfsburger Autobauer aufgefahren, bevor die Ansprüche verjähren.

Am vergangenen Freitag hat Anwalt Eric Breiteneder für den Verbraucherschutzverein (VSV) eine sogenannte Abhilfeklage eingebracht. Es handelt sich dabei um eine Sammelklage, die es Verbraucherschutzverbänden wie dem VSV ermöglicht, gegen Unternehmen zivilrechtlich vorzugehen. 

„Es ist eine Schadenersatzklage für alle betroffenen Autobesitzer, die sich bisher noch keiner Sammelklage anschlossen haben“, sagt VSV-Obfrau Daniela Holzinger-Vogtenhuber. „Es geht um Schadenersatz in Höhe von insgesamt 1,2 Milliarden Euro.“ Die Klage betrifft alle Fahrzeuge mit dem Motor EA189 und aus den Baujahren 2008 bis 2015. In diese Fahrzeuge hat VW Abschalteinrichtungen eingebaut, um die Abgaswerte auf dem Prüfstand zu manipulieren.

Die Rechnung des VSV geht so: Da ein durchschnittlicher Kaufpreis von 25.000 Euro pro Auto angenommen und ein durchschnittlicher Schadenersatz von 15 Prozent des Kaufpreises angesetzt wird, kommt der VSV auf 4.000 Euro Entschädigung pro Fahrzeug.

„Wir wollen keinen faulen Kompromiss mit VW schließen, sondern eine echte rechtliche Aufarbeitung“, sagt Holzinger-Vogtenhuber.

An der Klage können sich sowohl Konsumenten, die das Fahrzeug nach wie vor fahren, beteiligen als auch frühere Autobesitzer, Gebrauchtwagenkäufer und Leasingnehmer. Die Betroffenen müssen sich in den nächsten drei Monaten unter www.dieselanspruch.at anmelden, einen Kaufvertrag und eine Ausweiskopie hochladen. Bei Leasingfahrzeugen muss aber die Leasingfirma eine Abtretungserklärung abgeben.

Prozessfinanzierer

„Wenn du Frieden willst, bereite dich auf einen Krieg vor. Das haben wir gemacht“, erläutert VSV-Anwalt Eric Breiteneder seine Strategie. „VW hat die Behörden und die Kunden hinters Licht geführt. Wir laden VW aber zuerst mit einem freundlichen Aufforderungsschreiben ein, die 15 Prozent zu bezahlen.“

Klappt das nicht, geht es vor Gericht. Die Klage ist für alle Teilnehmer kostenlos. Denn für den Rechtsstreit hat der VSV einen Prozessfinanzierer engagiert, hinter dem ein großer Investmentfonds steckt. Führt die Abhilfeklage zu einem Erfolg, kassiert der Prozessfinanzierer 37 Prozent Erfolgshonorar von den Autobesitzern. Verliert er die Klage, bleibt er auf den Kosten sitzen.

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