Ein Standbein allein ist zu unsicher

Diversifikation in der Veranlagung reduziert das Risiko – das hat sich auch in Krisen gezeigt.

Die EZB ist bereit, alles Notwendige zu tun, um den Euro zu erhalten. Und glauben Sie mir, es wird ausreichen." Mit diesen beiden Sätzen löste Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), nahezu euphorische Reaktionen an den Aktienbörsen aus. Das war im Juli 2012. Seither kannten die Börsenbarometer mehr oder weniger nur eine Richtung – die nach oben. Rund 140 Prozent haben europäische Aktien in diesen nicht einmal noch zwei Jahren an Wert gewonnen. Das macht ein Plus von unglaublichen 1,2 Billionen Euro.

Deflations-Gespenst

Dabei beließ es Draghi bisher bei der Rhetorik. Für den Aufkauf von Wertpapieren musste er seit seiner "Whatever it takes"-Ansage keinen einzigen Cent in die Hand nehmen. Das könnte sich bald ändern. Allerdings aus anderen Gründen als vor bald zwei Jahren. Damals ging noch die Furcht um, die Währungsunion könnte zerfallen. Davon ist keine Rede mehr, jetzt geht eine neue Angst um: die vor einer Deflation. Mit einer Teuerungsrate von zuletzt 0,5 Prozent ist der Euroraum tatsächlich nicht mehr weit von der gefürchteten Nulllinie entfernt.

Was kann so schlimm an fallenden Preisen sein, könnten sich Verbraucher verwundert fragen. Die Antwort von Ökonomen: Dann werden Konsumausgaben und Firmeninvestitionen verschoben, weil es später noch günstiger wird. Die Wirtschaft schrumpft, die Arbeitslosigkeit schnellt in die Höhe, der Druck auf die Löhne steigt. Alles in allem ein Umfeld, das die EZB mit allen Mitteln verhindern will. Sie soll daher in Modellen schon durchgespielt haben, wie es sich auswirkt, wenn sie über ein Jahr lang in Summe eine Billion Euro in den Aufkauf von Wertpapieren steckt – in der Hoffnung, dass die Banken die frei werdenden Gelder in Form von Krediten an Haushalte und Firmen vergeben. Die Modelle sollen ergeben haben, dass die Inflation durch die Billionen-Spritze um 0,2 bis 0,8 Prozentpunkte steigen würde, berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Eines kann die EZB mit ihrem Ziel, das Kreditwachstum in der Währungsunion in Schwung zu bringen, auf keinen Fall tun: Sie kann ihren Leitzinssatz, der dem Rekordtief von 0,25 Prozent liegt, nicht erhöhen. Draghi hat auch schon mehrmals quasi versprochen, dass die Zinsen noch für lange Zeit tief bleiben werden. Gut für jene, die sich verschulden, schlecht für jene, die sparen. Nach Abzug von Steuer und Inflation wird der Ertrag simpler Sparprodukte weiterhin im Negativbereich landen – die Kaufkraft schmilzt. Alternativen werden daher weiterhin gefragt sein. Anlageprofis sind überzeugt, dass das die Aktienmärkte weiter befeuern wird.

Breite Aufstellung

Ein Standbein allein ist zu unsicher
Erste-Bank-Vorstand Thomas Schaufler rät zu Aktien als langfristige Vorsorge
Die Angst, bei der nächsten Krise große Teile des angelegten Geldes wieder zu verlieren, ist – fast – unbegründet. Voraussetzung: Das zur Verfügung stehende Kapital wird auf unterschiedliche Asset-Klassen verteilt. Thomas Schaufler, Vorstand der Erste Asset Management, hat unter die Lupe genommen, wie sich die verschiedenen Veranlagungskategorien in Krisenzeiten entwickelt haben. Die Annahme dabei: Just am Tag vor dem Ausbruch der jeweiligen Krise wurde zu gleichen Teilen in die unterschiedlichen Kategorien investiert. Trotz aller Verluste hatte die Veranlagung fünf Jahre nach Krisenbeginn beinahe immer vorzeigbare Erträge erreicht (siehe Grafik unten). Bei keiner einzelnen Assetklasse hat das immer funktioniert, bei einem breit aufgestellten Portfolio aber so gut wie immer. "Das zeigt, wie wichtig die Diversifikation beim Vermögensaufbau ist", sagt Erste-Experte Schaufler.

Ein weiterer Schritt wäre dann, einzelnen Assetklassen mehr oder weniger Gewicht im Portfolio zu verleihen. Mit einem einzigen Investmentfonds wäre das zwar nicht machbar, weil in diesen Immobilien und Gold nicht enthalten seien. Mit ein paar wenigen Anlageprodukten könnte man sich aber ein breites Spektrum bauen.

Ein Standbein allein ist zu unsicher

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