Warum die Bauern jetzt über Veggie-Burger und Soja-Schnitzel streiten

Ein vegetarischer Burger mit Pilzen, Gemüse und Sauce auf einem Holztisch.
Hinter dem Streit um Namen für vegetarisches Essen steckt die Sorge gerade der heimischen Landwirte wegen Kürzungen im Agrarbudget.

Es ist ein Thema, das große Schlagzeilen liefert und zugleich wenig Erklärungen braucht: Sollen vegetarische, oder vegane Lebensmittel mit Bezeichnungen verkauft werden, die direkt Anleihe bei dem Fleischgericht nehmen, das man nachahmt. Die Palette solcher Lebensmittel ist inzwischen groß und in den meisten Supermärkten zu finden, vom Veggie-Burger über die Soja-Cevapcici bis hin zu vegetarischen Nuggets.

Bauernvertreter zeigen sich empört über die ihrer Ansicht nach unfaire Konkurrenz und haben eine strenge Regulierung dieser Namensgebung jetzt zum Thema im EU-Parlament gemacht. Kommende Woche wird dort ein Antrag der Europäischen Volkspartei abgestimmt, der darauf abzielt, dass nichts nach Fleisch klingen darf, in dem kein Fleisch drin ist.

„Bei Ripperl ist Schluss“

Ein heikles Thema, schließlich findet eine klare Mehrheit der Konsumenten nichts daran, wenn auch ein paniertes Soja-Leibchen als Schnitzel im Regal liegt. Entsprechend vorsichtig geht auch der Österreicher Alexander Bernhuber, neuer Sprecher des europäischen Bauernbundes damit um. Ihm gehe, so der EU-Abgeordnete, nicht um den vegetarischen Burger, „sondern darum, dass tatsächlich Begriffe wie Ripperl, Wings, oder Keulen für vegetarische Produkte verwendet werden. Da ist für mich Schluss.“

„Überflüssig“

Sorgen macht dem ÖVP-Agrarexperten auch das sogenannte „Laborfleisch“, dessen Entwicklung rasant voranschreitet: „Einen Zellhaufen aus dem Labor kann ich nicht als Fleisch verkaufen.“ Bauernvertreter, etwa aus Kärnten und der Steiermark waren bereits im EU-Parlament, um gemeinsam mit Bernhuber dort eine Initiative gegen Laborfleisch in Gang zu bringen. Grüne und Sozialdemokraten dagegen sprechen von einem „überflüssigen Symbolthema“, das die EVP ins EU-Parlament gebracht habe. Man solle sich lieber um die wahren Probleme der europäischen Bauern kümmern, etwa den Preisverfall bei vielen Produkten, auch durch die Macht der Supermarktketten.

Seit die Bauern im Vorjahr in ganz Europa und auch in Brüssel aufmarschiert sind, um sich gegen die ihrer Ansicht nach überbordenden EU-Regulierungen zu wehren, bastelt Brüssel an Vereinfachungen. Auch für die Landwirtschaft soll es einen sogenannten „Omnibus“ geben, also eine umfassende Streichung von Vorschriften.

Wie weit die aber gehen soll, darüber sind sich Konservative, Grüne und Sozialdemokraten im EU-Parlament nicht einig. So will die EVP etwa die erst vor zwei Jahren beschlossene Renaturierungsverordnung zu Fall bringen, die den Bauern vorschreibt, welche Teile ihres Grundes wieder in einen natürlichen, oder naturnahen Zustand versetzt werden sollen. Für die Sozialdemokraten wird so in Sachen Umweltschutz eine „gefährliche Spirale“ nach unten in Bewegung gesetzt. Für Bernhuber steht der Konflikt in Österreich nicht im Vordergrund. Die heimische Landwirtschaft halte sich in vielen Bereichen an strengere Umweltauflagen, als die EU sie vorschreibe, auch weil viele Förderungen daran geknüpft seien.

Angst vor Kürzungen

Doch die Debatte um den Umweltschutz wird überschattet von einer Sorge, die alle EU-Agrarpolitiker teilen: Die drohende Kürzung des Agrarbudgets. Die Verhandlungen über den neuen langfristigen EU-Haushalt ab 2028 sind im vollen Gang. Gerade die gemeinsame Agrarförderung, eine Säule der EU-Politik, soll umgebaut werden. Kürzungen stehen auf jeden Fall im Raum und die werden, so fürchtet man gerade in Österreich, die kleinen heimischen Bauern treffen. Die sind nämlich, anders als etwa die großflächige Landwirtschaft in Frankreich, auf spezielle Förderungen angewiesen, etwa für Erhalt der Landschaft. „Was die Pläne für das EU-Agrarbudget betrifft, macht Bernhuber klar, „ist keiner glücklich, egal ob links oder rechts.“

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