Umweltschützer: Rindfleisch aus gerodetem Regenwald landet in Europa

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Während die EU ihren Handels-Deal mit Südamerika ansteuert, führt die Spur von Rindfleisch in der EU nach Amazonien

Es ist das Schreckenszenario, vor dem Bauernvertreter und Umweltschützer gewarnt haben: Regenwald in Brasiliens Amazonasregion, der den Indigenen gehört, wird für die Rinderzucht illegal gerodet. Das Fleisch landet, nachdem die Spuren seiner Herkunft sorgfältig verwischt wurden, auf dem EU-Markt.

Das ist kurzgefasst das Ergebnis einer Recherche der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Die hat sich auf einer rund 600 Hektar großen Mega-Farm in Amazonien umgesehen, die sich auf dem Gebiet der indigenen Naruvôtu befindet. Die Rinder, die dort gezüchtet werden, werden zu einer anderen Farm außerhalb des Stammesgebietes transportiert und schließlich zu einem Schlachthof, der auch große Mengen Rindfleisch nach Europa exportiert. Greenpeace gelang es, Fleisch von diesen Rindern etwa in Italien aufzuspüren.

Eine Enthüllung zu einem politisch heiklen Zeitpunkt. Gerade erst hat die EU-Kommission nach endlosen Verhandlungen ihren Entwurf für das Freihandelsabkommen mit Südamerikas Mercosur-Staaten vorgelegt, also auch mit den Agrarriesen Brasilien und Argentinien.

Waldschutz gekippt

Noch aber haben EU-Parlament und die Mitgliedsstaaten nicht zugestimmt. Vor allem unter Umweltschützern und Bauernvertretern ist die Skepsis groß. Hauptgrund: Rindfleisch, das die heimischen Landwirte als Billigkonkurrenz fürchten und das nach Ansicht der Umweltorganisationen den Raubbau am Regenwald weiter vorantreibt. Dazu kommt, dass die EU, die Entwaldungsverordnung, jenes Gesetz, das Europas Märkte vor Produkten aus abgeholzten Wäldern schützen soll, wieder einmal verschoben und wahrscheinlich endgültig ad acta gelegt hat.

 

Österreichs Regierung ist durch einen Beschluss des Parlaments ohnehin gezwungen, den Mercosur-Pakt abzulehnen. Gerade die ÖVP ist aber in der Frage gespalten. Während die Bauern warnen, drängen Wirtschaftsvertreter auf den Abschuss des Handelsvertrages. Gerade in Zeiten von Trump Zollerpressungen müsse sich Europa andere Partner auf dem Weltmarkt sichern.

Für den grünen EU-Abgeordneten Thomas Waitz bestätigt die Studie nur die Erfahrungen, die er selbst kürzlich bei einer Recherche in den Hochburgen der brasilianischen Viehzucht gemacht hat: „Schlachthausbesitzer haben mir offen eingestanden, dass sie die Herkunft der Rinder nicht nachweisen und nicht ausschließen können, dass die aus illegal entwaldeten Flächen stammen.“

Helmut Brandstätter, EU-Abgeordneter für die liberalen Neos, sieht die Greenpeace-Enthüllungen eher als Bestätigung dafür, wie notwendig der Mercosur-Pakt sei. Nur ein Vertrag gebe der EU die Möglichkeit, Einfluss auf die Standards in der Landwirtschaft ihrer Partner zu nehmen. Das illegale Fleisch komme ja offensichtlich jetzt schon nach Europa. Die heimischen Bauern dagegen könnten sich gerade mit ihren Qualitätsprodukten aus naturnaher Landwirtschaft auf dem Weltmarkt behaupten - auch gegen die Konkurrenz aus Brasilien.

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