Neuer Boss für Bank des Papstes

Luftbildaufnahme des "Instituts für die religiösen Werke" in Vatikanstadt.
Vatikanbank wird weiter reformiert. Auch ein Österreicher hilft bei Reformen.

Der Vatikan, eine äußerst verschwiegene Bank und viele Milliarden. Das sind Zutaten, die zum einen oder anderen Thriller gereicht hätten. Tatsächlich haben sie zu vielen Gerüchten und Skandalen gereicht. Immer wieder wurde die Vatikanbank verdächtigt, sie helfe bei der Geldwäsche und manch Kunde könnte.

Das allerdings ist mittlerweile Historie. Knapp 17 Monate lang hat der deutsche Finanzexperte Ernst von Freyberg das Geldhaus umgekrempelt. Am Mittwoch wurde er vom Franzosen Jean-Baptiste de Franssu abgelöst. Der Deutsche dürfte sich bei seinem Aufräumen nicht nur Freunde gemacht haben. Schließlich ließ er den gesamten Kundenstamm durchleuchten, ließ hunderte Konten sperren und 200 Mal Anzeige wegen des Verdachts auf Geldwäsche stellen. Erstmals in der Geschichte veröffentlichte die Bank unter Ernst von Freyberg Geschäftszahlen. Und zur neuen Transparenz gehörte natürlich auch, dass der Deutsche der Bank einen Internet-Auftritt verpasste (www.ior.va).

Jean-Baptiste de Franssu versprach bei seiner Antritts-Pressekonferenz am Mittwoch, den Reformprozess fortzusetzen. Ziel ist es, dass sich die Bank auf Finanzberatung und Dienstleistungen für den Klerus, Kongregationen, Diözesen und Laienmitarbeiter des Vatikans konzentriert.

Beim Istituto per le Opere di Religione (IOR, Institut für die religiösen Werke) blieb und bleibt zwar praktisch kein Stein auf dem anderen. Eines bleibt aber jedenfalls: Die Kardinalskommission zur Aufsicht des IOR bleibt im Amt. Dieser Kommission gehört auch der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn an.

Noch ein Österreicher kommt zum Einsatz: Bernhard Kotanko, Partner von Oliver Wyman, dem größten Strategieberatungs-Unternehmen der Welt, wurde zum Mitglied eines Vatikan-Komitees ernannt. Dieses neue technische Komitee soll dem Wirtschaftssekretariat bis Ende des Jahres Vorschläge machen, wie der Pensionsfonds für Vatikan-Bedienstete stabilisiert werden kann. „Viele westliche Länder haben sich in den letzten Jahren mit einer Pensionsreform auseinandersetzen müssen. Bis Ende 2014 muss der Pensionsfonds der neuen wirtschaftlichen und administrativen Struktur des Vatikans angepasst werden“, hieß es aus dem Vatikan am Mittwoch.

Die Vatikanbank wurde 1942 auf päpstliche Anordnung gegründet. Die Ursprünge gehen aber bis in das 19. Jahrhundert zurück. Wichtigstes Organ ist eine Kommission aus Kardinälen, die vom Papst bestimmt werden. Diese Kommission ernennt die Mitglieder des Verwaltungsrates. An dessen Spitze stand zuletzt der Deutsche Ernst von Freyberg. An seine Stelle tritt jetzt der Franzose Jean-Baptiste de Franssu. Freyberg wird noch zwei Monate zur Verfügung stehen, um bei der Übergabe zu helfen.

Das Istituto per le Opere di Religione (IOR) ist keine Bank im traditionellen Sinne. Kreditgeschäft gibt es keines. Die Bank verwaltet Einlagen von gut sechs Milliarden Euro. Kontos beim IOR eröffnen dürfen vatikanische Einrichtungen, Orden, Bistümer, Klöster und andere kirchliche Einrichtungen. Laien nimmt die Bank nur dann als Kunden an, wenn sie Angestellte oder Pensionisten des Vatikans sind. Eigentümer des Instituts ist der Pontifex.

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