USA: Wegen Pfändungspfusch am Pranger

USA: Wegen Pfändungspfusch am Pranger
Tausende US-Bürger wurden zu Unrecht aus ihren Häusern geworfen. fünf Großbanken dafür geklagt.

Zwangsversteigerung" steht auf den Schildern von Millionen amerikanischer Einfamilienhäuser. 1,2 Millionen gehen allein heuer wieder an die Banken zurück, weil ihre Besitzer die Kreditraten nicht mehr tilgen können. 1,5 Millionen werden es nächstes Jahr sein - und damit um 15 Mal mehr als in Zeiten der größten Immobilienkrise der USA seit der großen Depression.

Zigtausende amerikanische Bürger, die seit 2008 ihr Eigentum mit Sack und Pack verlassen mussten, dürften zu Unrecht aus ihren Häusern geworfen worden sein. Fünf große amerikanische Banken haben sich deshalb nun eine Klage wegen umstrittener Hauspfändungen eingehandelt. Die Generalstaatsanwältin von Massachusetts, Martha Coakley, wirft der Bank of America, JPMorgan, Wells Fargo, der Citigroup und Ally Financial vor, säumige Schuldner unrechtmäßig aus ihren Häusern vertrieben zu haben. Oft seien die Kreditnehmer nicht oder nur unzureichend über Möglichkeiten einer Umschuldung informiert worden. Meistens aber haben die Sachbearbeiter die Zwangsvollstreckungsurkunden nicht einmal gelesen, sondern sie nur blindlings unterschrieben ("Robo-signing"). Schon im Vorjahr hatte eine Angestellte der Bank of America während eines Insolvenzverfahrens gestanden, dass sie pro Monat 8000 Häuserpfändungen signieren müsse und wegen der schieren Masse an Akten keine Zeit für deren Durchsicht habe. "Das beste, was wir zu einer Gesundung der Wirtschaft beitragen können, ist mit diesem Pfändungspfusch aufzuräumen", sagte Coakley.

Angesichts des Sturms der Entrüstung enteigneter Bürger und einer gewaltigen Klagewelle, die auf die Banken zurollt, ringen die Großbanken und die Generalstaatsanwälte der 50 Bundesstaaten bereits seit einem Jahr um eine Entschädigung für die enteigneten Hausbesitzer. Milliarden Dollar stehen auf dem Spiel. Das Vorpreschen von Generalstaatsanwältin Coakleys könnte einen Vergleich auf Bundesebene nun gefährden.

Die Immobilienkrise, die in Folge Amerikas Banken in eine schwere Krise stürzte, hat ihren Höhepunkt indes noch immer nicht erreicht.

Unter Wasser

Ein Viertel aller amerikanischen Häuser "steht unter Wasser" - das heißt: die Häuser sind weniger wert als die Kredite, die auf ihnen lasten. Besonders schlimm hat es Nevada, Florida und Arizona erwischt, dort sind bereits 50 Prozent aller Häuser vor dem Untergehen. Das Fatale daran: Ordnen die Banken eine Zwangsräumung an, stehen die Häuser meist weiter leer, verfallen und drücken anschließend auch die Preise der ganzen Nachbarschaft.

Umschuldungsprogramme der Regierung haben bisher kaum gegriffen: Präsident Obama hat nun angekündigt - gegen den Widerstand der Republikaner - eine Maßnahme durchzusetzen, die es Schuldnern erleichtern soll, ihre alte Hypothek gegen eine neue mit niedrigeren Zinsen einzutauschen.

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