"Globalisierung unter Druck": USA als Wachstumshoffnung für Österreich
Aus dem Pharmabereich kommen die wichtigsten Importgüter aus den USA. Die Bandbreite reicht von Impfstoffen bis zur Krebstherapie. Österreich liefert im Gegenzug vor allem Kfz-Teile (z. B. die Leistungssteuerung für Motoren) in die Vereinigten Staaten. Doch das ist noch lange nicht alles, wie die Handelsbilanz zeigt.
Gemessen an Österreichs Warenexporten sind die USA mittlerweile zum zweitwichtigsten Auslandsmarkt hinter Deutschland und bereits vor Italien aufgestiegen. Österreichs Unternehmen exportierten 2023 Waren im Wert von fast 15 Milliarden Euro in die Staaten und investieren dort auch mehr und mehr. Der Wert der heimischen FDIs (Foreign Direct Investments) in den USA beträgt mit Stand 2022 rund 17 Milliarden Euro.
Von den günstigeren Energiepreisen, über hohe Förderungen etwa im Zuge des US-Programms "Inflation Reduction Act" bis zum relativ starken Wirtschaftswachstum reichen die Gründe für das Engagement der Unternehmen.
Ken Walsh, Senior Commercial Officer bei der US-Botschaft in Wien, nannte Investments von Plasser & Theurer oder RHI Magnesita in den USA als jüngste Erfolgsbeispiele. Michael Zettel, Präsident der Amerikanischen Handelskammer (AmCham Austria), sagte: "Österreich profitiert vom US-Wachstum. Der Handel mit den USA ist ein wesentlicher Weg aus der Krise heraus."
Plus 15 Prozent
Wie zum Beleg sind im Durchschnitt der vergangenen beiden Jahre die Exporte in die USA um mehr als 15 Prozent gewachsen. Das zeigen Auswertungen der AmCham Austria und Berater Accenture. Dort weiß man: Zuerst wird exportiert, dann investiert. Es geht jetzt vor allem um die Erweiterung von Produktionskapazitäten in den USA. Als ein Erfolgs-Beispiel gilt Anlagenbauer Andritz, der bereits 44 Standorte in den USA unterhält.
Importseitig kamen im vergangenen Jahr Waren im Wert von 7,9 Milliarden Euro aus den USA nach Österreich, die Handelsbilanz weist also einen großen und vor allem steigenden Überschuss aus.
IV-Ökonom Christian Helmenstein sagte bei der Präsentation der Daten, dass vor allem Schlüsseltechnologien von Pharma bis Maschinen und Anlagen den transatlantischen Handel prägen und insbesondere in der Umwelttechnoogie noch großes Potenzial bestehe. Bis 2027 hat er ein Potenzial von knapp einer Milliarde Euro bei den Umwelttechnologien errechnet, was de facto einer Verdopplung der bestehenden Exporte gleichkäme. Schon heute sind die USA der drittgrößte Zielmarkt für Umwelttechnologien "Made in Austria" - hinter Deutschland und der Schweiz.
Wie beim Eisernen Vorhang
Helmenstein sagt: "Die Globalisierung ist unter Druck. In Zukunft wird sich die Dynamik wieder entlang der geopolitischen Bruchlinien abspielen, ähnlich wie zur Zeit des Eisernen Vorhanges. Österreich kann davon im Verhältnis zu den USA wegen der starken Position im High-Tech-Bereich überproportional profitieren und eine ökonomische sowie ökologische Doppeldividende lukrieren."
Das ist umso interessanter, als der globale Handel zwischen 2017 und 2021 zwar um 5,4 bis 5,6 Prozent zugelegt hat. Gleichzeitig hat die globale Nachfrage nach internationalen Importen an Umwelttechnologien aber um durchschnittlich 6,8 Prozent pro Jahr noch stärker zugelegt. Und Österreichs Umwelttechnologie-Exporte legten zwischen 2017 und 2021 überhaupt um durchschnittlich 7,3 pro Jahr zu. Daran lässt sich die Bedeutung dieses Schlüsselbereichs im Kampf gegen die Klimakrise ermessen und die Wachstumschancen für Österreichs Unternehmen in diesem Bereich ableiten.
Die Produktbandbreite ist hier enorm und reicht von der Abfallbehandlung über die Sanierung von Wasser und Böden bis hin zu Anlagen zur Produktion erneuerbarer Energien. Österreich konnte im Vorjahr Umwelttechnologien im Wert von 1,3 Milliarden US-Dollar in die Staaten liefern und Marktanteile gut machen.
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