US-Zölle erhöhen Druck auf österreichische Industrie

Georg Knil
Ob es zu Stellenstreichungen komme, sei derzeit schwer einzuschätzen, sagt der Präsident der Industriellenvereinigung Georg Knill.

Zusammenfassung

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  • US-Zölle erhöhen den Druck auf die österreichische Industrie und könnten zu Stellenstreichungen führen.
  • Die Industrie sieht Chancen in der Diversifizierung von Handelspartnerschaften, unter anderem mit dem Abschluss des Mercosur-Abkommens.
  • Die EU soll entschlossen mit den USA verhandeln, sagt IV-Präsident Georg Knill.

Die österreichische Industrie sei auf die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle zwar prinzipiell gut vorbereitet, sagte Georg Knill, Präsdient der Industriellenvereinigung (IV) am Samstag im Ö1 Mittagsjournal. In vielen Bereichen könnten die Mehrkosten an US-Kunden weitergegeben werden. In einigen Bereichen gebe es aber durchaus Sorgen, dass man nicht mehr in die USA exportieren könne. 

Ob es durch die US-Zölle, die für die EU zusätzlich 20 Prozent betragen könnten, zu weiteren Stellenstreichungen kommen werde, sei derzeit schwer einzuschätzen, so der IV-Präsident. Die Wirtschaftsforschungsinstitute gehen jedenfalls von einem Sinken der Wirtschaftsleistung von 0,2 Prozent aus, sollten die US-Importzölle tatsächlich in dem angekündigten Ausmaß umgesetzt werden. Das erhöhe jedenfalls den Druck auf die Industrie auch hinsichtlich der Beschäftigung, sagte Knill. Die Rezession hat in den vergangenen beiden Jahren bereits zum Abbau von 55.000 Jobs in dem Sektor geführt.

Neue Partnerschaften

Kurzfristig werde es, sollten die Zölle umgesetzt werden, sicher zu Beeinträchtigungen kommen. Auch weil nicht klar sei, wie die Zölle logistisch abgewickelt werden und in welchem Ausmaß es zu Staus in den Lieferketten kommen werde, weil etwa Schiffe nicht gelöscht werden könnten. 

Das Volumen der Exporte in die USA hat im vergangenen Jahr immerhin 16 Mrd. Euro betragen. Knill sieht auch eine gute Gelegenheit, um Handelspartnerschaften zu diversifizieren und Exporte in neue Länder zu ermöglichen. 

Die Industrie macht sich etwa für den raschen Abschluss des Mercosur-Abkommens stark. Durch das Handelsabkommen mit den südamerikanischen Staaten könnte ein Gutteil der Zölle auf europäische Exporte in die Region abgebaut werden. Mehr als 1.400 heimische Unternehmen würden bereits heute Geschäftsbeziehungen mit den Mercosur Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguya unterhalten, heißt es in einer Aussendung der IV vom Samstag.

Entschlossenes Auftreten 

Von der EU erwartet Knill, dass sie entschlossen und konsequent auftritt und mit den USA in Verhandlungen tritt. Dabei sei es auch notwendig, aufzuzeigen, dass es als Gegenkonsequenz auch Belastungen auf US-Produkte geben könne. 

Europa müsse sich auf seine Stärken besinnen und Kleinteiligkeiten am Binnenmarkt beseitigen. Auch ein gemeinsamer Kapitalmarkt würde viele Möglichkeiten eröffnen, meinte der IV-Präsident. 

Hoffen auf Einlenken der USA

Der Industriellenpräsident zeigte sich zuversichtlich, dass es zu einem Einlenken der USA kommen werde. Auch dort gebe es intern bereits massiven Widerstand von Unternehmen und Bürgern, sagte Knill: "Sie spüren, dass es die Kosten verteuern wird."

Heimische Unternehmen würden ihre Investitionen in den USA, die durch den vom früheren US-Präsidenten Joe Biden eingeführten Inflation Reduction Act (IRA) zuletzt angekurbelt wurden, derzeit wegen der Unischerheiten eher zurückhalten, sagte Knill. 

Planungssicherheit und Entlastungen

Auch in Österreich sei die Investitionstätigkeit der Industrie zuletzt tendenziell "gegen Null" gegangen. Die Regierung sei massiv gefordert, Schritte in Richtung Planungssicherheit zu setzen. 

Langfristig seien Strukturreformen, bei Pensionen, Gesundheit und Föderalsimus notwendig. Kurzfristig seien trotz des zuletzt stark gestiegenen Budgetdefizits Entlastungen bei den  Lohnsstückkosten, Energiekosten und durch Entbürokratisierung möglich. 

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