US-Inflation im Jänner minimal auf 6,4 Prozent gefallen
Die Inflation in den USA erweist sich zu Jahresbeginn als hartnäckiger als gedacht. Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen fiel im Jänner nur minimal auf 6,4 Prozent von 6,5 Prozent im Dezember, wie das Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Es ist bereits der siebente Rückgang in Folge und zugleich der niedrigste Wert seit Oktober 2021. Doch das Ziel der Notenbank Federal Reserve von einer Teuerungsrate von 2,0 Prozent bleibt noch weit entfernt.
Im Kampf gegen die hohe Inflation erhöhte die Fed den Leitzins vor der Jahreswende um einen Viertel Prozentpunkt auf die Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent. Damit nahm sie nach einer Serie eher großer Zinsschritte etwas Tempo heraus. An den Terminmärkten wird nunmehr damit gerechnet, dass die Fed die Zinsen noch mindestens zwei Mal anheben wird und der Zinsgipfel dann bei 5,00 bis 5,25 Prozent erreicht sein dürfte.
Da der Arbeitsmarkt noch stark sei und die Inflationsraten noch immer auf verhältnismäßig hohem Niveau, müssen die US-Währungshüter nach Ansicht des VP Bank Chefökonomen Thomas Gitzel weiter ihren Willen zu Zinsanhebungen bekunden: "Wenn sich aber in den kommenden Monaten die Konjunkturaussichten deutlicher eintrüben und gleichzeitig die Teuerungsraten weiter signifikant fallen, ist in den Frühjahrsmonaten der Zeitpunkt gekommen, ab dem die Fed von weiteren Zinsanhebungen absehen kann."
Die Inflation in den USA lasse zwar nach, aber nur langsam, so das Fazit der Commerzbank-Ökonomen Bernd Weidensteiner und Christoph Balz: "Die US-Notenbank kann daher noch nicht zufrieden sein." Die Experten verweisen darauf, dass sich der rückläufige Inflationstrend vor allem aus der Beruhigung der Energiekosten und der Preise für Waren ohne Energie und Nahrungsmittel speist. "Letztere waren während der Pandemie stark gestiegen, weil die Nachfrage sich von Dienstleistungen wie Kinobesuchen auf Waren wie Möbel und Elektronikgeräte verschoben hatte, während gleichzeitig Lieferkettenprobleme das Angebot beeinträchtigten." Einen stärkeren Rückgang der Inflation hätten bisher die Dienstleistungen verhindert: "Wichtigster Posten sind hier die Mieten, die auch im Jänner wieder kräftig zulegten."
Der Dollar blieb nach Veröffentlichung der Inflationszahlen unter Druck. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, lag um 0,3 Prozent niedriger bei 102,90 Punkten.
Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte nach Einschätzung von Irlands Notenbank-Chef Gabriel Makhlouf die Zinsen heuer noch bis auf über 3,5 Prozent anheben. "Ich kann mir vorstellen, dass sie höher sind als 3,5 Prozent", sagte er in einem Interview dem "Wall Street Journal". "Ich bin offen dafür, kraftvoll zu handeln, um die Inflation unter zu unserem Ziel zu bewegen."
Börsenspekulationen, die EZB könne bereits gegen Ende 2023 damit beginnen, die Zinsen wieder zu senken, sollte die Inflation zurückgehen, wies Makhlouf allerdings zurück. "Ich denke, dass geht wirklich zu weit."
Die Euro-Notenbank werde bei den Zinsen einen Punkt erreichen, ab dem sie die Zinsen dort halten werde, sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Euro-Notenbank, die im Juli die Zinswende vollzogen hatte, hob unlängst die Zinsen erneut um 0,50 Prozentpunkte an und stellte zugleich eine weitere Zinserhöhung um ebenfalls 0,50 Prozentpunkte im März in Aussicht. Was danach geschehen soll, ist noch offen. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank bekommen, liegt mittlerweile bei 2,50 Prozent.
"Ich gehe davon aus, dass die EZB die Zinssätze nach der März-Sitzung anheben wird", sagte Makhlouf dem Blatt. Auch wenn die Inflation zurückgehe, so liege sie doch immer noch weit über der EZB-Zielmarke von zwei Prozent. Die Teuerungsrate war im Euro-Raum im Zuge eines zuletzt nachlassenden Energie-Preisschubs von 9,2 Prozent im Dezember auf 8,5 Prozent im Jänner gesunken. Das ist jedoch noch mehr als viermal so hoch wie die Notenbank-Zielmarke.
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