US-Biotechkonzern Gilead stärkt Krebsgeschäft mit Milliardenzukauf

A lab technician inspects filled vials of investigational remdesivir at a Gilead Sciences facility in La Verne
Gilead will 88 Dollar je Immunomedics-Aktie zahlen, das ein Aufschlag von mehr als 100 Prozent.

Der US-Biotechkonzern Gilead Sciences will sein Geschäft mit Krebsmedikamenten mit der rund 21 Milliarden Dollar (etwa 18 Mrd. Euro) schweren Übernahme der Firma Immunomedics ausbauen. Gilead bietet 88 Dollar je Immunomedics-Aktie, mehr als das Doppelte des Schlusskurses vom Freitag. Der Abschluss des Zukaufes werde bereits im vierten Quartal angestrebt, teilten die beiden Unternehmen am Sonntag mit.

Für Gilead wäre die Übernahme ein "bedeutender Fortschritt" beim Aufbau seines Onkologie-Portfolios, urteilte der Vorstandschef des Biotechkonzerns, Daniel O'Day.

Gilead sichert sich bei einer Übernahme den Zugriff auf ein vielversprechendes Krebsmedikament von Immunomedics. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hatte dem Biopharmazieunternehmen im April eine beschleunigte Zulassung seines Brustkrebsmittels Trodelvy gewährt. Gilead will den Einsatz von Trodelvy auch bei anderen Krebsarten prüfen. In Europa strebt Immunomedics eine Zulassung des Mittels im ersten Halbjahr an.

Trodelvy gehört zur Klasse der sogenannten Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, die gezielt Krebszellen vernichten und dabei eine Schädigung von gesundem Gewebe vermeiden sollen. Diese Therapie soll deshalb besser verträglich als eine Chemotherapie sein. Viele Pharmakonzern setzen derzeit auf diese Technologie: Der britische Pharmariese AstraZeneca hatte erst kürzlich einen milliardenschweren Deal mit dem Rivalen Daiichi Sankyo vereinbart, um sich die Rechte an einer Krebsarznei der Japaner zu sichern, die zur Klasse der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate gehört.

Gilead hatte zuletzt eine Reihe von Zukäufen zum Ausbau seines Geschäfts mit Krebsarzneien getätigt. Im Juni übernahm das Unternehmen einen Anteil von 49,9 Prozent an Pionyr Immunotherapeutics für 275 Millionen Dollar, nur wenige Monate nachdem es 4,9 Milliarden US-Dollar für den Krebsspezialisten Forty Seven auf den Tisch gelegt hatte. Gilead war hierzulande einem breiteren Publikum mit seinem Medikament Remdesivir bekannt geworden, welches das bisher einzige in Europa zugelassene Medikament zur Behandlung von Corona-Patienten ist.

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