"Es geht um zehn Prozent mehr Leistung"

Alfred Harl ist seit 35 Jahren als Unternehmensberater tätig.
WKO-Fachverbands-Obmann Harl: Arbeitsgesetze nicht mehr mit heutigen Anforderungen vereinbar.

Rund 27.000 Unternehmens-Neugründungen gibt es jährlich in Österreich. Davon sind mehr als 80 Prozent Ein-Personen-Unternehmen (EPUs). "Wir müssen die EPUs besonders unterstützen, um es ihnen im Tagesgeschäft leichter zu machen", fordert Alfred Harl, Fachverbandsobmann der Berater und IT-Branche (UBIT). "Große Betriebe helfen sich ohnehin selbst."

Hilfreich wäre insbesondere für die von ihm vertretenen Branchen eine Anpassung des gesetzlichen Begriffs "Arbeit" an die aktuellen Verhältnisse. "Der Begriff Dienstleister etwa stammt aus dem Jahr 1955", sagt Harl. So sei es oft unklar, ob ein Dienstleister angestellt oder ein Werkvertrag vereinbart werden müsste bzw. eine freiberufliche Tätigkeit vorliegt. "Ich habe als Unternehmer nicht die Zeit, mich stundenlang damit auseinanderzusetzen." Hinzu komme, dass zuständige Behörden bei Anfragen durchaus lapidar meinten: "Wir schauen eh nicht genau hin." Bei irrtümlich falschen Angaben seien aber dann Nachforderungen bis zu einem Zeitraum von fünf Jahren möglich.

Dass es auch bewusste Fälle von Scheinselbstständigkeit gibt, bestreitet Harl zwar nicht, doch diese seien in der Minderheit. "Fehler passieren." Daher hält er die von Sozialministerium und Gewerkschaft geschaffene Onlineplattform "Watchlist Prekär" für einen "völlig falschen Zugang". Auf dieser Webseite können prekär Beschäftigte ihre Arbeitgeber melden. Gebietskrankenkassen und Finanzämter prüfen diese Meldungen.

Harl sieht Österreichs Wirtschaft prinzipiell gut aufgestellt. "Es geht nur um zehn Prozent mehr Leistung." Viele Menschen, auch junge Unternehmer, seien aber zufrieden mit dem, was sie schon erreicht hätten. Die Ursachen dafür, dass das Land in internationalen Rankings laufend Plätze verliere, lägen in den hohen Lohnnebenkosten und den inflexiblen Arbeitszeiten. In Finnland etwa gebe es in 80 Prozent der Betriebe flexible Arbeitszeitmodelle. Und in anderen Weltregionen, etwa Asien, seien die Menschen hungrig nach Erfolg. "Da schaut man nicht auf Arbeitszeitgesetze."

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