Umsatzdebakel: Silvester wird für Gastronomie zur stillen Nacht
Der Silvester-Cocktail aus früherer Sperrstunde, scharfen Einreiseregeln für Briten oder Niederländer oder Teilnehmer-Beschränkungen für Events schmeckt den Touristikern ganz und gar nicht. Und auch was die erwartete Auslastung im neuen Jahr angeht, ist Wehklagen angesagt.
Der Entfall von Silvester-Essen und -Feiern trifft die Gastronomen hart. Mindestens 30 Prozent weniger Umsatz erwartet Wifo-Experte Oliver Fritz für die Silvester-Nacht in der Gastronomie. Und ein Minus von zehn bis 15 Prozent bei den Nächtigungen in der Hotellerie. Er spricht von einem "Bauchgefühl", berechnen ließen sich die Einbußen erst hinterher.
Branchenvertreter aus der Hotellerie und Gastronomie halten die Bauchgefühl-Schätzung jedoch für stark untertrieben. Die Realität sehe wohl weitaus schlechter aus.
Michaela Reitterer, Präsidentin der Hoteliervereinigung (ÖHV), hat ihre Mitgliedsbetriebe befragen lassen und Antworten von 600 Hotels erhalten. Reitterer sagt: "Ich halte die 10 bis 15 Prozent Nächtigungsminus für die Unterkante. Bei uns hat der beste Betrieb zu Silvester 20 Prozent weniger Auslastung." Schon zu Weihnachten wäre die Auslastung um 30 bis 40 Prozent unter normalen Jahren gelegen, der Silvester käme jetzt zusätzlich negativ hinzu.
Riesiges Minus
Gastronomie-Obmann Mario Pulker erwartet für seine Betriebe überhaupt ein Umsatzminus von 50 bis 60 Prozent zu Silvester – allein schon weil auch alle Clubs, Bars und Discos geschlossen seien. Pulker: "Der heurige Silvester kostet uns mindestens 30 Millionen Euro. Alle Feiern werden im Privaten stattfinden, und zwar unkontrolliert. Wenn ich sage ,Chaos’, dann ist das noch freundlich formuliert."
Eine offene Frage sei beispielsweise, ob Hotelgäste nach 22.00 Uhr nun beim Tisch sitzen bleiben dürften oder ins Zimmer oder gar das Haus verlassen müssten. Bis jetzt habe das Gesundheitsministerium das nicht geklärt.
Auch für die ersten Wochen 2022 sehe es kaum besser aus: Die 600 ÖHV-Betriebe erwarten für den Jänner eine Auslastung von 33 Prozent und für den Februar 46 Prozent. Reitterer sagt: "Die Verunsicherung durch die Hü-Hott-Politik ist das größte Gift. Die Leute fahren nach Südtirol oder fliegen auf die Malediven oder bleiben überhaupt zu Hause. Die Gäste machen nicht mehr mit."
Auf die Barrikaden steigen einmal mehr die Tiroler Touristiker. Sie verlangen ein Machtwort von Kanzler Karl Nehammer gegenüber Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein. Man habe in Tirol mit vielen Absagen und Ausreisen zu kämpfen. Tourismusobmann Mario Gerber fordert eine Silvester-Sperrstunde von 1.00 Uhr. Mückstein setze "Existenzen aufs Spiel".
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