Unsichere Seidenstraße beeinträchtigt Lieferketten nach Europa

Unsichere Seidenstraße beeinträchtigt Lieferketten nach Europa
Spediteure wollen kein Risiko eingehen und umfahren wichtige Transportrouten. 100.000 ukrainische Lkw-Fahrer fehlen.

Der Krieg in der Ukraine sorgt auch für enorme Probleme in der Logistikbranche. "Die Lieferketten sind stark beeinträchtigt", sagte Deutschlands Verkehrsministers Volker Wissing (FDP) am Samstag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Die Seidenstraße wird zum Beispiel weniger genutzt, weil Spediteure Risiken eingehen, wenn sie Waren darüber befördern."

Lkw-Fahrer fehlen

Allein in Polen fehlten rund 100.000 ukrainische Lastwagenfahrer, weil sie zum Wehrdienst einberufen worden seien. "Das sind 37 Prozent aller Lkw-Fahrer in Polen. Deswegen war es mir auch so wichtig, eine Schienenbrücke in die Ukraine aufzubauen. So können mit wenig Personal große Mengen Hilfsgüter transportiert werden." Die Branche leide aber auch unter den hohen Energiekosten und brauche dringend Unterstützung.

Transport auf Seidenstraße eingestellt 

Wegen der Unwägbarkeiten auf der "eisernen Seidenstraße" haben einige Logistikdienstleister ihre Services von und nach Russland auf der Schiene längst  eingestellt. Dazu zählen unter anderem Kühne+Nagel, die bereits im März sämtliche Transportaufträge, die durch das Gebiet der Russischen Föderation führen, cancelten. Gleiches gelte für den Schienengüterverkehr durch die Ukraine. Statt auf der Schiene werde der Gütertransport großteils auf Wasserwege umgeleitet. Was wiederum für Stau auf manchen Häfen führt.

Über enorme Herausforderungen berichtet auch Andreas Breinbauer, Rektor der FH des BFI Wien und Leiter des Studiengangs Logistik und Transportmanagement, in den Salzburger Nachrichten. Durch die Ukraine selbst gingen bisher nur zwei Prozent der Transporte auf der "eisernen Seidenstraße".

Europas Verlader wollten nicht riskieren, dass ihre Fracht irgendwo in Sibirien festsitzt oder Züge - wie ausländische Flugzeuge - plötzlich zum Faustpfand werden, so Breinbauer. Zudem lehnen laut Logistikbranche Versicherungen immer öfter das Russland-Transit-Risiko ab.

Ausweichrouten

Daher wichen Güterzüge aus China verstärkt von der Nord- auf die Mittelroute über Kasachstan, das Kaspische Meer, Georgien und das Schwarze Meer aus, so Breinbauer. Viele Länder und Engpässe bei den Schiffstransporten auf der Strecke machten sie aber kompliziert. 3.000 Container können pro Woche die Kaspische See überqueren, verglichen mit 28.000 auf der Transsib-Strecke, rechnet er vor. Und es dauert: Während ein Güterzug zu den besten Zeiten bisher weniger als 20 Tage gebraucht hat, dauert es auf der Mittelroute einige Tage bis eine Woche länger.

Kommentare