Überraschende Wende: Wolf bessert bei MAN Steyr nach
Das Ringen um die Zukunft des von der Schließung bedrohten MAN-Standorts Steyr hat am Freitag zu einer neuerlichen Wendung geführt. Investor Siegfried Wolf, gegen dessen Übernahme zwei Drittel der Belegschaft Anfang April gestimmt hatten, will sein Angebot nachbessern. Aus der MAN-Konzernzentrale in München hieß es, derzeit werde nicht mit dem Ex-Magna-Chef verhandelt. Aber: Das exklusive Verhandlungsrecht für den Ex-Magna-Chef läuft noch.
In der ZiB2 am Freitagabend bestätigte Wolf, dass er es noch einmal versuchen wolle. Er lege ein Altersteilzeitmodell auf, damit "sich von den Älteren niemand beim AMS anstellen muss", er werde zusätzlich 166 Lehrlinge übernehmen und für weitere 150 Mitarbeiter soll es eine Arbeitsstiftung geben. Von den derzeitigen 2300 Mitarbeitern könnten so knapp 1570 Jobs gerettet werden. Wolf, der nach seinen Worten nun auch das Land und Raiffeisen Oberösterreich hinter sich habe, rechnet großzügig: "Drei Viertel haben jetzt einen Zukunftsjob und ein Viertel bekommt ein Auffangnetz, das seinesgleichen sucht." Offenbar meint Wolf den Sozialplan.
Ob es zu einer neuerlichen Abstimmung der Belegschaft über den nun nachgebesserten Plan kommt, ist derzeit ungewiss. Auch ob sich MAN noch einmal an den Verhandlungstisch setzt.
Ex-Magna-Chef Wolf über MAN-Standort in Steyr
MAN München hielt untertags nur fest, dass Wolf "als einziger Interessent ein industriell logisches und fundiertes Konzept für eine Nachnutzung des Standorts vorgelegt hat". Eine Nachbesserung gelte es jedoch mit den Arbeitnehmern zu besprechen. "Wir überlegen, wie wir möglichst viele Arbeitsplätze erhalten können", sagte Wolf. Nun wolle er mit jedem einzelnen Mitarbeiter individuelle Gespräche führen.
Arbeiterbetriebsrat Helmut Emler wusste bis dahin auch noch nichts darüber, dass Wolf offenbar wieder im Rennen ist. Der Belegschaftsvertreter wiederum erklärte, dass die Geschäftsführung in Steyr bei den Verhandlungen über den Sozialplan mit Betriebsrat und Gewerkschaftsvertretern am Mittwoch zugestimmt habe, dass Nachnutzungskonzepte unter Beteiligung der Mitarbeiter möglich seien. Ex-SPÖ-Minister und jetziger Leiter der Abteilung der Sozialpolitik der Produktionsgewerkschaft PRO-GE, Alois Stöger, der mit am Verhandlungstisch von MAN sitzt, sei mit der Aufgabe betraut worden, Interessenten zu sichten, meinte Emler.
Stöger bestätigte, dass sich inzwischen rund eine Handvoll bei ihm gemeldet hätten - teils mit weniger, teils mit mehr ausformulierten Ideen. "Grundsätzlich sind wir natürlich weiter offen für Gespräche zu einer möglichen Nachnutzung des Werks mit Dritten", versicherte auch München. Allerdings: "Das Zeitfenster dazu schließt sich, wir setzen die Schließung des Standorts als derzeit einzige konkrete Option konsequent weiter um."
Freitagnachmittag ging dann das Green-Mobility-Konsortium rund um den Linzer Unternehmer Karl Egger (KeKelit) aus der Deckung. Dessen Sprecher Gerald Ganzger teilte mit, "dass das Konsortium mit MAN München eine NDA - Non-Disclosure Agreement, Vertraulichkeitserklärung - zur Aufnahme weiterer Gespräche abgeschlossen hat". Gemeinsam mit dem Consulter Deloitte Wien werde an der Endausarbeitung eines Konzepts gearbeitet. Es solle "nach Ablauf der Exklusivitätsfrist" nach München übermittelt werden. "Wir sind an den eingeleiteten konstruktiven, vertraulichen Gesprächen mit MAN sehr interessiert, um im Sinne der Belegschaft in Steyr und allen Stakeholdern ein besseres Ergebnis zu erzielen als bisher vorliegt", so Ganzger.
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