Stimmt nicht, kontert ams-Sprecherin Amy Flécher, „das war die Verwirrung am Markt“. Der Chef fightet derzeit auf Roadshows in London und New York um den Deal und ist nicht erreichbar.
Der zweite Versuch mit 41 Euro je Osram-Aktie hat den deutschen Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) auf den Plan gerufen. Dieser lässt eine Nachschärfung des Übernahmegesetzes prüfen. ams nutzte eine Gesetzeslücke und umging die zwölfmonatige Sperrfrist. Nach dem Scheitern des ersten Angebots dürfte ams eigentlich für eine Jahr kein weiteres abgeben. Allerdings ist nicht ams selbst der Bieter, sondern zwei verschiedene ams-Tochtergesellschaften. „Alles im Rahmen des Gesetzes“, sagt man bei ams.
Viel Skepsis gegenüber dem Deal – und Everke persönlich – hat die IG-Metall. In einer Vereinbarung vom November mit Osram wurden betriebsbedingte Kündigungen in Zusammenhang mit der Fusion bis Ende 2022 ausgeschlossen. Wenige Tage später sprach Everke gegenüber Medien doch von einem Mitarbeiterabbau. Damit seien nur Kündigungen im Rahmen eines Transformationsprozesses bei Osram gemeint, argumentiert seine Sprecherin.
Klaus Abel, Vorstand der IG Metall, klingt nicht sehr freundlich. „Wenn Herr Everke sich nicht an Vereinbarungen hält, dann kann er sich auf harte Auseinandersetzungen mit der IG-Metall einrichten“, sagt der Vize-Aufsichtsratschef von Osram zum KURIER. Kündigungen sind in Deutschland wesentlich schwieriger als in Österreich und bei einer Übernahme ist niemand gut beraten, sich mit der IG Metall anzulegen.
Abel befürchtet, ebenso wie Kapitalmarkt-Experten, dass die Übernahme „wirtschaftlich immer risikoreicher wird“. Denn inzwischen haben sich, wie berichtet, Hedgefonds eingekauft und pokern um einen besseren Preis. Die Übernahme geht im Schneckentempo voran, am Montag Abend hatten erst acht Prozent der Osram-Aktionäre zugestimmt. 20 Prozent besitzt ams bereits selbst, bis Donnerstag müssen 55 Prozent erreicht werden.
Der Deal sei grundsätzlich für beide Unternehmen sinnvoll, meint man in Investorenkreisen. Aber in Deutschland wird immer stärker angezweifelt, ob Everke die richtige Person für die Zusammenführung der beiden Konzerne ist. Überheblich und ignorant trete er auf, heißt es bei vielen Gesprächspartnern. Namentlich zitieren lässt sich nur Abel: „Sein Auftreten strahlt nicht gerade Vertrauen aus.“
Seit dem Antritt von Everke in Premstätten handeln die Vorstände eifrig und auffällig mit ams-Aktien und Optionen darauf. In Relation zur Marktkapitalisierung „unverhältnismäßig“, zitierte die Schweizer Finanz und Wirtschaft einen Broker dazu. Das Fachmagazin errechnete im Juni 2018, dass die ams-Manager insgesamt einen Gewinn von mehr als 86 Millionen Euro eingefahren hatten. Im Gegensatz zur Wiener Börse müssen sich Vorstände in der Schweiz beim Handel mit eigenen Aktien nicht namentlich ausweisen.
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft bestätigt Ermittlungen gegen einen Beschuldigten wegen des Verdachts auf Insiderhandel. Der Betroffene dürfte den Konzern schon verlassen haben, es seien keine Untersuchungen gegen derzeitige Beschäftigte bekannt, so ams.
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