UBM-Chef Winkler: Wie ein Kapitän eines Schiffes in einer Nebelbank

UBM-Chef Winkler: Wie ein Kapitän eines Schiffes in einer Nebelbank
Der Top-Manager Winkler über Coronakrise, hohe Liquidität und nicht verkaufte Hotels.

Die Corona-Krise hat auch die Wiener UBM, Europas führenden Hotelentwickler, fest im Griff. Seit Beginn der Krise hat sich der Aktienkurs der UBM zwischenzeitig mehr als halbiert.

„Ich fühle mich wie der Kapitän eines Schiffes, das in eine nicht angekündigte Nebelbank geraten ist. Wir haben das Tempo maximal gedrosselt und ich geh davon aus, dass wir auf keinen Eisberg treffen werden“, sagt UBM-Chef Thomas Winkler. „Die Börse geht bei Unsicherheit gravierend nach unten und versucht, in die Zukunft zu schauen. Es ist aber schwierig, im dichten Nebel die Zukunft einzuschätzen.“ Man müsse nun Leadership zeigen und machen, fügt er hinzu, was zu machen ist.

Dabei hat die UBM ein Geschäftsprinzip, das in der Krise einer Lebensversicherung gleicht: Die Projekte werden meist lange vor der Fertigstellung verkauft, Forward-Verkauf heißt das im Fachjargon.

Der Verkäufer sichert sich so vorzeitig einen fixen Kaufpreis und eine Finanzierung, der Käufer früh eine Anlagemöglichkeit. Forward-Käufe sind meist günstiger, weil der Käufer am Risiko des Projekts beteiligt wird.

„Wir haben alle Hotel- und Büro-Projekte, die 2020 fertig werden, forward verkauft“, sagt Winkler zum KURIER. „Und 40 Prozent unseres Geschäfts ist Wohnbau und der ist am geringsten von Corona betroffen.“

200 Millionen Euro

Außerdem habe UBM mit rund 200 Millionen Euro Liquidität „genug Sprit an Bord“.

„Und wir achten peinlich darauf, den Spritverbrauch möglichst gering zu halten, um das Schiff aus eigener Kraft manövrierfähig zu halten“, sagt der Top–Manager.

Aber es gibt im Bereich Hotelprojekte Probleme.

„Von den Hotels, die wir 2021 fertigstellen, haben wir zwei forward verkauft, drei haben wir nicht verkauft und zwei Hotelprojekte verzögern sich durch die Corona-Krise in Richtung 2022“, sagt er. „Die drei nicht verkauften Hotels werden wir behalten müssen, bis es wieder besser wird.“ Das sei zwar nicht ideal, weil man das investierte Geld nicht reinvestieren kann, aber es sei auch kein Unglück.

Doch der nachhaltig geschädigte Tourismus trifft den Wiener Projektentwickler doppelt hart. „Wir sind betroffen, weil wir alle 13 Hotels, die wir gepachtet haben, zugesperrt haben“, sagt Winkler. „Das wird uns heuer zehn Millionen Euro Verlust bescheren. Das ist unschön, aber es wird uns nicht umbringen.“

Er rechnet auch damit, dass die Hotels bis Anfang Juni geschlossen bleiben und erst danach langsam hochgefahren werden. „Wenn die Schließung länger dauern sollte, wird uns die Schließung eine Million Euro pro Monat kosten“, sagt der UBM-Chef. „Auf das müssen wir uns einrichten.“ Er stellt sich außerdem die Frage, wie lange die krisenbedingte Rezession andauern wird. „Dauert sie drei, vier Quartale oder geht sie länger“, sagt er. „Davon wird abhängen, wie lange es braucht, dass wir dort anschließen, wo wir aufgehört haben.“ Laut Winkler könne der Neustart erst nach Aufhebung der Reisebeschränkung bzw. der Einführung eines Corona-Medikaments erfolgen.Kid Möchel

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