Ubers Start an der Börse floppt
Ein verschneiter Abend in Paris. Dem Kanadier Garrett Camp und dem Amerikaner Travis Kalanick will es einfach nicht gelingen, ein Taxi zu ergattern. Der Ärger darüber war Basis für eine Geschäftsidee, die zu einem der größten Börsengänge der Finanzgeschichte führen sollte: Der Fahrdienst-Vermittler Uber, gegründet im März 2009 in San Francisco, fuhr gestern an die New York Stock Exchange.
Tags zuvor hatte Uber den Preis pro ausgegebener Aktie mit 45 US-Dollar festgelegt. Damit ist der Konzern mit rund 82 Milliarden US-Dollar bewertet. Zum Vergleich: General Motors und Ford, die zwei größten US-Autobauer, sind etwa 90 Milliarden Dollar wert, allerdings zusammengezählt.
Zurückhaltender
Noch vor wenigen Wochen soll Uber sogar einen Wert von 100 bis 120 Milliarden Dollar angepeilt haben. In der aktuellen Börsenphase wäre das aber nicht durchzusetzen, meinen Analysten. Sie nennen dafür zwei Hauptgründe: Der von US-Präsident Donald Trump neuerlich angefachte Handelsstreit mit China hat viele Anleger verschreckt. Und der kleine Uber-Konkurrent Lyft, der Ende März an die Börse gefahren ist, hat keine Kursparade geschafft. Die Aktie notiert jetzt fast ein Viertel unter dem Ausgabepreis. Uber-Boss Dara Khosrowshahi sagte denn auch kurz vor dem Börsenstart: „Der Lyft-Börsengang hat uns dazu gebracht, ein bisschen zurückhaltender vorzugehen.“
42 Dollar
In Zurückhaltung übten sich offenbar auch die Anleger: Nach langem Warten schien ein Eröffnungskurs von 42 Dollar auf den Tafeln der New York Stock Exchange auf. Danach ging es auf und ab. „Es ist natürlich Pech, dass Uber in der schlechtesten Börsenwoche des laufenden Jahres gekommen ist“, sagt Monika Rosen-Philipp, Chefanalystin im Private Banking der Bank Austria. Etliche Großinvestoren dürften mit dem Ausgabepreis und der Entwicklung allerdings nicht zufrieden gewesen sein. Bei der letzten Finanzierungsrunde hätten die Uber-Anteile je 50 Dollar und mehr gekostet, erzählt Rosen. Aktuell seien jene Investoren noch in der Verlustzone.
Offen ist, ob sich das zehn Jahre alte Unternehmen jemals in die Gewinnzone manövrieren wird können. Ein paar Eckdaten: Aktuell fahren 3,9 Millionen Menschen für Uber. Der Konzern ist in 80 Ländern weltweit vertreten, bisher soll es schon fünf Milliarden Uber-Fahrten gegeben haben.
Tatsache ist, dass der Taxischreck Uber das Mobilitätsverhalten in vielen Städten verändert hat. Zum Portfolio gehören mittlerweile auch E-Bikes, E-Tretroller oder Essenslieferungen. Tatsache ist aber auch, dass der Konzern immer wieder heftig kritisiert wird. Uber & Co. sorgen dafür, dass das klimaschädliche Verkehrsaufkommen weiter steigt, ist da zu hören. Und die Uber-Fahrer wollen mehr vom großen Kuchen. Sie nehmen durchschnittlich 364 Dollar im Monat ein. Auch am Tag des Börsengangs gab es wieder Proteste von Fahrern.
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