Uber: Der größte Börsegang seit Facebook

Uber: Der größte Börsegang seit Facebook
Der Fahrdienst-Vermittler Uber stemmt den größten US-Tech-Börsengang seit Jahren.

Premiere gelungen, die Aufführungen danach ließen zu wünschen übrig. So könnte man das bisherige Börseleben des US-Mitfahrdienstes Lyft beschreiben. Beim Start an der US-Technologiebörse Nasdaq am 29. März gab der Kurs noch Gas. Danach legte er allerdings den Rückwärtsgang ein. Anleger, die ganz zu Beginn zugeschlagen haben, müssen sich vorläufig noch mit Verlusten begnügen (siehe Grafik ganz unten).

Hoffentlich kein böses Omen, werden sich die Verantwortlichen wohl denken, die jetzt den großen Lyft-Konkurrenten Uber an die New Yorker Börse bringen. Mit Uber geht morgen, Donnerstag, einer der größten Börsengänge der Finanzgeschichte über die Bühne. Als Bewertung des Konzerns werden umgerechnet rund 80,5 Milliarden Euro erwartet. Vor ein paar Wochen war sogar noch von viel mehr die Rede. Zum Vergleich: Die Börsenbewertung von VW liegt bei 78,5 Milliarden Euro, jene von Daimler bei 60,7 Milliarden Euro.

Uber: Der größte Börsegang seit Facebook

Ein weiterer Vergleich: Im US-Technologiebereich stemmt Uber den größten Börsengang seit Facebook im Mai 2012. Eine ähnliche Größenordnung hatte zuletzt der chinesische Internet-Riese Alibaba, der im September 2014 an die US-Börse ging.

Enorme Verluste

Die schiere Größe sollte nicht den Blick darauf verstellen, dass Uber mit etlichen Problemen zu kämpfen hat. Das Unternehmen schreibt massive Verluste. Allein im ersten Quartal war Uber mit rund einer Milliarde Dollar in den roten Zahlen. In den zwölf Monaten von März 2018 bis März 2019 machte der Verlust 3,7 Milliarden Dollar aus – ein Minusrekord für ein Unternehmen im Jahr vor dem Börsengang.

Uber: Der größte Börsegang seit Facebook

Das aggressive Wachstum hat viel Geld gekostet. Eine Hoffnung, aus den roten Zahlen zu fahren, ist das autonome Fahren – was viel Personal und damit Kosten sparen würde. „Das wäre ein Turbo, dort wäre der große Hebel zum Senken der Kosten“, sagt Monika Rosen-Philipp, Chefanalystin im Private Banking der Bank Austria. Autonomes Fahren mit „Roboterautos“ wird voraussichtlich aber noch länger auf sich warten lassen. Offen ist auch, ob in diesem Bereich nicht Konzerne wie Google, Apple oder Tesla das Rennen machen.

Rote Zahlen alleine sind allerdings noch kein Grund, Anleger nachhaltig zu verschrecken. Zur Erinnerung: Amazon kam 1997 an die Börse und erst 18 Jahre danach nachhaltig in die Gewinnzone. Heute zählt Amazon zu den größten börsenotierten Konzernen der Welt. Die Gewinne sind noch immer nicht riesig, aber stetig. Aus dem Amazon-Aktienkurs von anfangs 18 Dollar sind mittlerweile rund 1950 Dollar geworden.

Mobilität

Das Geschäftsmodell von Uber lautet: Anbieter von allen möglichen Formen der Mobilität sein – vom Auto über E-Tretroller bis hin zu Essenslieferungen. Vor allem mit dem Mitfahrdienst hat sich Uber nicht nur Freunde gemacht. Kritiker werfen dem Unternehmen vor, die Fahrer auszubeuten. In vielen Städten haben immer wieder Taxifahrer den Verkehr lahm gelegt, um gegen die unregulierte Konkurrenz zu demonstrieren. Immer wieder werden auch Verbote des Taxi-Schrecks überlegt.

Geboren 2009

Gegründet wurde Uber im März 2009 – just zu der Zeit, als die US-Börsen ihre Talfahrt nach der Finanzkrise beendeten und zur längsten Rallye der Finanzgeschichte ansetzten. Lyft ist überhaupt erst knapp sieben Jahre alt. „Beide Unternehmen sind in der zehnjährigen Rallye geboren. Beide mussten noch keine Bewährungsprobe in einer Börsenbaisse liefern“, gibt Rosen-Philipp zur Standfestigkeit zu Bedenken. Auch hätte die Aktienpremiere von Lyft Ende März gezeigt, „dass Börsengänge keine Einbahnstraße sind“.

Kundensuche

Während manche US-Analysten Uber beim Wachstumspotenzial schon mit Amazon vergleichen, geben sich andere zurückhaltender. Auch deshalb, weil die großen Wachstumsschübe bei der Zahl der Neukunden vorbei sind. Uber-Boss Dara Khosrowshahi ist der Vergleich mit Amazon naturgemäß deutlich lieber. „Autos sind für uns, was Bücher für Amazon sind“, soll er laut der Nachrichtenagentur Bloomberg bei einer Konferenz in San Francisco gesagt haben.

Khosrowshahi hatte vor zwei Jahren Uber-Mitbegründer Travis Kalanick an der Spitze des Konzerns abgelöst. Kalanick hatte nach einer Reihe von Skandalen den Hut nehmen müssen. Die Vorwürfe an ihn beziehungsweise das Unternehmen reichten von Diskriminierung über Sexismus bis zu Machokultur. Khosrowshahi verpasste Uber ein besseres Image.

Guter Start

Auch wenn US-Präsident Donald Trump mit Tweets jüngst wieder Aktienanleger verunsichert hat – die Börsenphase ist für Neulinge eine durchaus gute. In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres hat der S&P-Index der New Yorker Börse rund 18 Prozent gewonnen. Das war der beste Jahresstart seit 1987. An der Technologiebörse Nasdaq machte das Plus 22 Prozent aus, der beste Wert seit 1991.

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