Trump mit Corona: Anleger bringen Geld in Sicherheit

Trump mit Corona: Anleger bringen Geld in Sicherheit
Nach der Virus-Infektion des US-Präsidenten herrscht an den Börsen große Nervosität

Der positive Coronatest von US-Präsident Donald Trump hat weltweit für Unruhe an den Finanzmärkten gesorgt. Anleger brachten ihr Geld in Sicherheit, trennten sich am Freitag von Aktien und griffen zu Gold und Staatsanleihen. Vier Wochen vor der US-Präsidentenwahl befürchten Investoren, dass die Unsicherheit zunimmt.

"Trumps Ansteckung mit dem Coronavirus wirft in einer heiklen Phase des Wahlkampfes zu viele offene Fragen auf", sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst beim Brokerhaus CMC Markets.

In Frankfurt lagen der DAX und der EuroStoxx50 jeweils um 0,7 Prozent im Minus bei 12.647 beziehungsweise 3.172 Punkten. In Asien war der 225 Werte umfassende Nikkei-Index ebenfalls um 0,7 Prozent schwächer bei 23.029,90 Punkten aus dem Handel gegangen. Die US-Futures lagen ebenfalls im Minus.

Trump teilte über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, er und seine Ehefrau Melania seien positiv auf den Krankheitserreger getestet worden. Dies komme für den US-Präsidenten "zu einer denkbar ungünstigen Zeit", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. An den Märkten könnte es insbesondere dann turbulent werden, wenn Trump einen schweren Krankheitsverlauf durchmache. "Die ohnehin bestehenden Unsicherheiten würden dann nochmals zunehmen."

Auch der Dollar war als sicherer Hafen gefragt und legte zu einem Währungskorb in der Spitze um 0,3 Prozent zu. Der Euro gab im Gegenzug um bis zu 0,5 Prozent nach, grenzte seine Verluste später aber wieder etwas ein. Staatsanleihen legten zu, ihre Rendite fiel auf minus 0,551 Prozent. Der Goldpreis drehte nach anfänglichen Verlusten im asiatischen Handel ebenfalls ins Plus und lag um 0,6 Prozent höher bei 1.916,76 Dollar (1.631,01 Euro) je Feinunze.

Entscheidend sei nun, welche Folgen die Infektion für den US-Präsidenten habe, davon hänge ab, wie lange die Unruhe am Markt anhalte, sagte Francois Savary, Chef des Schweizer Vermögensverwalters Prime Partners. "Wir müssen möglicherweise bis zum Ende des Wochenendes warten, bis wir Klarheit haben. Die erste Reaktion war möglicherweise etwas überzogen. Die Infektion heißt nicht, dass die US-Regierung nicht funktioniert."

Finanzmärkte neigen üblicherweise dazu, einen Wahlsieg der Republikaner positiv zu bewerten, weil sie in diesem Fall auf niedrigere Steuern und weniger Regulierung hoffen. Bei einem Wahlsieg des demokratischen Kandidaten Joe Biden werden dagegen höhere Steuern erwartet, was negativ eingeschätzt werden dürfte. Zugleich allerdings wird damit gerechnet, dass der Demokrat die Ausgaben für die Infrastruktur steigert. "Je nach Wahlsieger dürften zwar unterschiedliche Unternehmen profitieren, in der Summe sehen wir aber kaum größere Unterschiede bei den Marktauswirkungen", konstatierten die Experten der Commerzbank. "Wichtig wäre aus Sicht der Märkte, dass der Sieger rasch feststeht."

Am Rohstoffmarkt gab der Ölpreis nach. Ein Barrel leichtes US-Öl verbilligte sich um 3,9 Prozent auf 37,22 Dollar, Nordseeöl der Sorte Brent kostete mit 39,40 Dollar um 3,7 Prozent weniger. Der Ölpreis steuert damit auf ein Wochenminus von sechs Prozent in den USA beziehungsweise sieben Prozent bei Brent zu, das ist der zweite Wochenrückgang in Folge.

Am europäischen Aktienmarkt gaben die Aktien von Ölfirmen wie BP, Dutch und Total nach. Sollte Trumps demokratischer Herausforderer Biden die US-Wahl gewinnen, könnte der Iran womöglich wieder mehr Öl auf den Markt bringen, weil Biden hinter dem Atomabkommen mit dem Iran stehe, sagte SEB-Rohstoffexperte Bjarne Schieldrop. Seit Jahresauftakt haben die Aktien der Ölfirmen gut die Hälfte an Wert eingebüßt.

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