Trotz Notenbank-Maßnahmen: Europas Börsen stürzen ab
Die europäischen Börsen sind trotz der geldpolitischen Notfallaktion der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) vom Vorabend mit schweren Kursverlusten in den Handelstag am Montag gestartet. Die Corona-Pandemie war weiter das beherrschende Thema.
Die Wiener Börse ist am Montag tiefrot in die neue Woche gestartet und hat ihren Kursrutsch damit fortgesetzt. Bis gegen 11:30 Uhr fiel der ATX um knapp zehn Prozent auf 1.811,07 Punkte. Trotz der erneuten Zinssenkung durch die US-Notenbank und weiteren geldpolitischen Maßnahmen etwa durch die Bank of Japan tendierte das gesamte europäische Marktumfeld massiv negativ.
Auch der Ausverkauf am deutschen Aktienmarkt wegen der Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise hat sich am Montag noch verschärft. Der DAX sackte unter die Marke von 9.000 Punkten. Zuletzt büßte er 7,5 Prozent auf 8.537,58 Zähler ein auf den tiefsten Stand seit Herbst 2014.
Im ATX tendierten die Papiere der Telekom Austria mit einem vergleichsweise glimpflichen Abschlag von 4,98 Prozent an der Spitze des Wiener Leitindex. Für viele Notierungen ging es im zweistelligen Bereich in die Verlustzone.
Einen weiteren Kurseinbruch erlitten etwa die Titel des Cateringunternehmens DO & CO. Sie sackten zunächst um 15 Prozent ab. DO & CO ist stark vom Geschäft mit Airlines abhängig und damit besonders von der Krise betroffen. Dahinter folgte das Indexschwergewicht Erste Group für dessen Kurs es um 11,23 Prozent nach unten ging. Die Anteilsscheine des Baustoffkonzerns Wienerberger verbilligten sich ebenfalls um massive 10,74 Prozent.
Leitzinssenkung der US-Notenbank hilft nicht
Auch die Maßnahmen mehrerer Notenbanken rund um den Globus konnten die Kursverluste nicht eindämmen. Von den 30 DAX-Titeln mussten zehn Aktien prozentual zweistellige Verluste hinnehmen.
Die US-Notenbank hat angesichts von Anlegerpanik und Rezessionsängsten wegen des neuartigen Coronavirus zu weiteren drastischen Mitteln gegriffen. In einer Notfallaktion senkte sie den Leitzins überraschend um einen ganzen Prozentpunkt auf fast null Prozent und kündigte ein Maßnahmenpaket in Koordination mit anderen Notenbanken an. Auch die Notenbanken Japans und Koreas ergreifen weitere Maßnahmen im Kampf gegen die Krise. Diese Schritte konnten jedoch weitere Verluste an den weltweiten Börsen nicht verhindern.
Laut Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank liegt der Verdacht nahe, dass die Zinssenkung der Fed "nicht nur aus konjunkturstützenden Gründen vollzogen wurde, sondern um auch einer Austrocknung der Geldmärkte entgegenzuwirken". So betrachtet, wäre der Schritt aus Marktsicht wenig beruhigend. "Auch das ungewöhnliche Timing am Sonntagabend lässt auf Nervosität der Fed schließen".
Mit den erneuten Verlusten summiert sich der Einbruch des DAX in den vergangenen gut drei Wochen mittlerweile auf fast 40 Prozent. "Das kreischende Abbremsen der weltweiten Konjunktur ist zu beängstigend, als dass die US-Notenbank noch beruhigen könnte", schrieb Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank. Selbst Nullzinsen könnten massive Verluste der Unternehmen und Einkommensausfälle von Beschäftigten nicht aufwiegen.
Luftfahrt- und Autosektor besonders unter Druck
Mit den Aktien der Lufthansa und von MTU Aero Engines lagen zwei Titel am Ende des DAX, die schwer vom Coronavirus belastet werden. MTU brachen um 18 Prozent ein und Lufthansa um 13 Prozent ein. Lufthansa fielen auf den tiefsten Stand seit Mitte 2012. Die Lufthansa streicht wegen des Virus die Dividende, um so die Zahlungsfähigkeit zu sichern. Fraport-Aktien brachen um 16,5 Prozent ein angesichts des immer mehr zum Erliegen kommenden weltweiten Flugverkehrs.
Unter starken Druck geriet erneut der Autosektor. Analysten zufolge dürfte sich die weltweite Nachfrage wegen der Viruspandemie merklich abschwächen. Die Verluste von BMW, Daimler und Volkswagen reichten von 11 bis 13 Prozent. Aktien von Zulieferern wie Continental und Infineon gaben ähnlich stark nach.
Bayer-Aktien waren mit einem Minus von 4,8 Prozent der stabilste DAX-Titel. Laut einem Medienbericht steuert der Pharma- und Agrarchemiekonzern im US-Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken von Glyphosat-Unkrautvernichtern auf eine Lösung zu.
Gegen den einbrechenden Markt schnellten Papiere von Drägerwerk um 20 Prozent nach oben. Das Unternehmen fertigt unter anderem Atemschutzmasken.
Auch Bitcoin-Wert bricht ein
Bitcoin befindet sich weiterhin im Sinkflug. Am Montag in der Früh notierte die bedeutendste Kryptowährung unter der Marke von 5.000 Dollar (rund 4.410 Euro). Sollten die ebenfalls weltweit fallenden Aktienkurse keine Erholung zeigen, dürften auch die Kryptowährungsmärkte weiter leiden, meinen Händler.
Auf der Handelsplattform Bitstamp kostet die Kryptowährung Montagfrüh noch 4.850 Dollar. Alleine in den letzten 24 Stunden verliert der Bitcoin damit rund 6,5 Prozent an Wert. Das Wochenminus beträgt mittlerweile über 38 Prozent. Seit dem Jahreshoch Mitte Februar bei rund 10.500 Dollar verlor der Bitcoin mehr als die Hälfte des Werts.
Bereits am letzten Freitag fiel der Kurs im Tief auf 3.825 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit etwa einem Jahr. In der Folge pendelte sich der Preis aber bis gestern Abend bei einem Niveau von rund 5.300 Dollar ein.
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