Zinsen auf Rekordtief, vielleicht geht’s noch tiefer

Kredite sind in Österreich derzeit besonders günstig.

Sich zu verschulden ist so billig wie noch nie, vor allem in Österreich. Heimische Kreditzinsen liegen um durchschnittlich einen Prozentpunkt unter dem Durchschnitt der Eurozone, bei Krediten für kleinere Unternehmen macht die Differenz sogar 1,38 Prozentpunkte aus, hat die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erhoben. Die Nachfrage nach Krediten ist trotzdem alles andere als berauschend. Bei Unternehmenskrediten gab es im Vorjahr nur ein Wachstum von 0,5 Prozent.

Sind das Anzeichen einer Kreditklemme? In manchen Fällen ja, im Großen und Ganzen aber nein – lautet die Analyse von OeNB-Statistikdirektor Johannes Turner. Seine Argumente: Für einen Run auf Kredite war das heimische Wirtschaftswachstum im Vorjahr mit 0,4 Prozent einfach zu schwach. Zudem hätten die Unternehmen Barreserven aufgebaut, die sie verwenden können, ohne sich Geld borgen zu müssen. Vor der Krise hätten die Bankeinlagen von Unternehmen 37 Milliarden Euro ausgemacht. Jetzt sind es bereits 53 Milliarden.

Die wahren Sparmeister sind allerdings die privaten Haushalte. 216 Milliarden Euro schwer sind deren Spareinlagen. Der Großteil davon wird auf täglich fälligen Produkten gebunkert – und damit zu einem Zinssatz, der kaum wahrnehmbar ist. Im Durchschnitt liegt der täglich fällige Satz bei 0,65 Prozent.

EZB-Leitsatz

Zinsen auf Rekordtief, vielleicht geht’s noch tiefer
Mehr fürs Sparen wird es so bald sicher nicht geben. Eher wird das Gegenteil der Fall sein. DieEuropäische Zentralbank (EZB)hat bei ihrer jüngsten Sitzung am Donnerstag den Leitzinssatz für den Euroraum zwar unverändert bei 0,25 Prozent belassen. Eine Änderung war allerdings an den Formulierungen zu merken, die EZB-ChefMario Draghi im Anschluss an die Zinssitzung fand. Die EZB sei bereit "für weitere unkonventionelle Maßnahmen", sagte Draghi. "Wenn nötig, können wir schnell handeln."

Der "Gegner", den die EZB bekämpfen will, ist eine mögliche Deflation (Preis- und Lohnverfall auf breiter Front). Im März dürfte die Inflationsrate im Euroraum nur noch 0,5 Prozent ausgemacht haben. Als stabil sieht man in der EZB Teuerungsraten von knapp weniger als zwei Prozent an.

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