Trockentraining für Hausdurchsuchung

Was tun, wenn ein Team von grimmigen Ermittlern vor der Firmentüre steht und mit einem Durchsuchungsbefehl Einlass begehrt? Hausdurchsuchungen kommen in letzter Zeit immer häufiger vor, auch bei den besten Unternehmen. Weil man nie weiß, ob’s einen selbst auch irgendwann trifft, kann ein Trockentraining auf keinen Fall schaden. Die Agentur bettertogether bietet entsprechende Schulungen unter dem Titel „Morning Raid“ (der englische Ausdruck für Hausdurchsuchung) an. Korruptions- und Steuerjäger pflegen oft frühmorgens zu klingeln.

Die Agentur, die auch Lobbying und Krisenkommunikation offeriert, hat offenbar eine Marktlücke entdeckt. „Bei den Unternehmen ist durchaus Interesse dafür vorhanden“, sagt bettertogether-Geschäftsführer Martin Voill. Einige Österreich-Töchter internationaler Konzerne schickten ihre Mitarbeiter bereits zum Hausdurchsuchung-Spielen.

„Nur nicht in Panik verfallen“, rät Voill, der vor seiner Agentur-Tätigkeit langjähriger Innenpolitik-Mitarbeiter des ORF war und auch im Rechnungshof arbeitete. Voill will kein Missverständnis aufkommen lassen: „Ziel des Trainings ist nicht, die Behörde möglichst zu behindern. Für eine Hausdurchsuchung muss ein richterlich bestätigter, dringender Tatverdacht bestehen. Das hat meistens seinen Grund.“

Ernstfall

Im Training wird der Ernstfall mit drei bis fünf vorgeblichen Fahndern simuliert. „Das Um und Auf ist, dass man nicht kopflos durch unbedachtes Reden und Handeln dem Unternehmen zusätzlich schadet“, rät Gregor Fauma, Trainingsleiter von bettertogether. Für die fachliche Expertise arbeitet die Agentur mit Rechtsanwälten mit einschlägiger Erfahrung zusammen.

Die häufigsten Fehler, die überraschten Firmen bei Morning Raid passieren: Entweder wird zu wenig oder zu viel an Material und Informationen herausgerückt. Oft wird auch auf das Recht auf einen Anwalt verzichtet, es werden keine Kopien der beschlagnahmten Unterlagen angefertigt und die meist langen Anordnungen nicht vollständig gelesen.