Trafiken: Wichtiger Wirtschaftsfaktor und Steuerzahler
Welcher Nahversorger hat das dichteste Filialnetz in Österreich? Die Tabakfachgeschäfte, sprich Trafiken. „Wir betrachten die Trafiken als Franchisesystem“, erzählt Hannes Hofer, Chef der Monopolverwaltung, schmunzelnd. Dazu gehört auch, dass die Verwaltung zumindest in groben Zügen festlegt, was verkauft werden darf. Seit Samstag gehören, wie berichtet, auch „Coffee to go“ und andere Heißgetränke zur erlaubten Palette. Die ersten Trafiken sollen auch schon damit gestartet haben.
Ob Raucher, Medienkonsument oder Lottospieler – Trafiken sind im Alltag allgegenwärtig. Und doch ist die Branche schon sehr, sehr lange nicht mehr unter die Lupe genommen worden. Die letzte Studie stammt aus dem Jahr 1897. 120 Jahre später, im vergangenen Oktober, bekam das Wirtschaftsforschungsinstitut Economica den Auftrag, die Branche zu analysieren. Um ein Gefühl für den Mikrokosmos Trafik zu bekommen, wurden Online-Umfragen und persönliche Interviews durchgeführt. Für den „makroökonomischen Fußabdruck“ wurden harte Fakten zusammengetragen. Beides brachte teils Überraschendes zu Tage.
- Mikro-Analyse
Fünf Jahre nach der Trafikvergabe sagen zwei von drei Betroffenen, dass sich ihr Leben verbessert hat. Zum Hintergrund: Knapp 53 Prozent der Trafiken werden von Menschen mit Behinderung geführt. Die Zufriedenheit fällt allerdings mit der Dauer des Trafikanten-Lebens. Das habe auch damit zu tun, dass der Zigarettenabsatz sinkt und die Branche unter dem Rauch-Bashing (steht für Heruntermachen) leidet, sagt Hofer. 19 Prozent gehen davon aus, dass sich die soziale Anerkennung der Tätigkeit als Trafikant in den kommenden fünf Jahren verschlechtern wird.
- Makro-Analyse
Die Trafiken standen im Vorjahr für einen Umsatz von 2,42 Milliarden Euro. Die Wirtschaftsforscher von Economica haben errechnet, dass jeder 480. Euro, der in Österreich erwirtschaftet wird, von den Trafiken abhängt. Die Wertschöpfung ist höher als jene der Reisebüros in Österreich und liegt etwa in der Größenordnung der gesamten Abwasserentsorgung. Jeder 285. Arbeitsplatz in Österreich hat unmittel- oder mittelbar mit Trafiken zu tun. Die 11.685 direkt dort Beschäftigten (80 Prozent davon Vollzeitarbeitsplätze) entsprechen etwa den Einwohnern von Ried im Innkreis. Im Bereich Trafiken fielen knapp 2,5 Milliarden Euro an Steuern an (siehe Grafik unten, Stand 2016). „Das entspricht in etwa dem Budget für die innere Sicherheit in Österreich, ohne die Erhöhung für die Migration gerechnet“, vergleicht Hofer die Daten mit dem Zahlenwerk des Innenministeriums.
„Die Zukunft der Trafiken ist durch eine gezielte Weiterentwicklung ihrer Produktpalette zu sichern“, lautet der Schluss der Economica-Ökonomen. Das breite Netzwerk sollte als Asset der Regionalversorgung stärker genutzt und politisch stärker unterstützt werden. Trafiken seien das „lokale Finanzamt“. Jeder 30. Steuer-Euro, den der Bund jährlich erhält, entfalle auf diesen Bereich.
Für die Weiterentwicklung der Branche gibt es auch eine Reihe von Wünschen der Betroffenen. Manche würden gerne Alkoholika in Miniflaschen verkaufen. Andere wieder wollen Hanf (legale Blüten) anbieten. Hofer lässt offen, was die Verwaltung zulassen wird.
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