Toys R Us hat Österreich-Tochter an Deutsche Bank verpfändet
Der Niedergang des US-Spielwarenriesen Toys R Us (64.000 Mitarbeiter, 1600 Filialen weltweit) hat sich schon länger abgezeichnet. Aufgrund des großen Wettbewerbsdrucks durch die Online-Konkurrenz hat der Konzern beim US-Konkursgericht in Richmond, Virginia, ein Gläubigerschutzverfahren ("Chapter 11") beantragt, um unter Aufsicht des Gerichts eine Restrukturierung durchzuführen. Die langfristigen Schulden werden mit umgerechnet 4,17 Milliarden Euro beziffert.
Laut Toys R Us, intern TRU genannt, ist nur der Mutterkonzern samt den kanadischen Ablegern von der Insolvenz betroffen. Wie aus Unterlagen hervorgeht, die dem KURIER vorliegen, hat der Spielwarenkonzern Aktien und Gesellschaftsanteile seiner Europagesellschaften an ein Bankenkonsortium um die Deutsche Bank mit Niederlassung in New York verpfändet – als Besicherung.
Darunter die Anteile der Londoner Dachgesellschaft Toys R Us (UK) H8, der TRU Netherlands Holdings, der Schweizer Toys R Us AG und der Toys R Us Handelsgesellschaft mit Sitz in Haid, Oberösterreich. Die Verpfändungsverträge wurden am 19. Dezember 2016 abgeschlossen.
Dazu muss man wissen, dass die Londoner Gesellschaft die Mutterfirma des Österreich-Ablegers ist. Offenbar sind diese Pfandverträge Teil einer umfassenden Rahmenvereinbarung, welche Toys R Us Europe mit finanzierenden Banken im Jahr 2009 abgeschlossen hat. Sie wurde alle zwei Jahre erneuert. TRU-Sprecherin Marie-Charlotte von Heyking will sich zu "diesen Details nicht äußern".
Indes hat die Österreich-Tochter (370 Mitarbeiter, 15 Standorte) in den vergangenen Jahren keine schlechten Geschäfte gemacht. Im Geschäftsjahr 2015/’16 (Stichtag: 31. Jänner) setzte das Unternehmen 91,9 Millionen Euro um, der Vorsteuergewinn betrug 3,52 Millionen Euro. Die positiven Erträge aus den Jahren davor summieren zu einem Bilanzgewinn in Höhe von 52,34 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten wurden mit lediglich 7,1 Millionen Euro beziffert.
Schreckgespenst
"Als Toys R Us nach Österreich kam, war das für viele Fachhändler ein Schreckgespenst", sagt Johannes Schüssler, Vorsitzender des Fachausschusses im Spielzeughandel in der Wirtschaftskammer Österreich. Mit der Zeit habe sich das gelegt, da die Händler bemerkten, dass sie durch Beratung und Service im Vorteil waren. "Toys R Us bläst der gleiche Gegenwind wie dem Fachhandel ins Gesicht", sagt Schüssler. Branchenfremde Anbieter wie Interspar oder Müller würden zu Anlasszeiten, wie Weihnachten, Spielwaren als Frequenzbringer verkaufen, ohne damit Gewinn zu machen.
Würde es bei Toys R Us zu Schließungen oder einem Abverkauf kommen, wäre das für die Branche verheerend, da die Preise im Keller wären. Schüssler rechnet aber nicht mit einer solchen Entwicklung. Toys R Us werde es weiterhin geben, wenn auch vielleicht in einer anderen Form.
Derzeit schreibt der Fachhandel konstante Zahlen, in den vergangenen Jahren musste er aber Federn lassen. 2016 setzte die Branche mit 475 Unternehmen und 1700 Mitarbeitern 270 Millionen Euro um, vor sieben Jahren waren es 300 Millionen Euro. In den ersten sieben Monaten 2017 lag der Umsatz des Spielwarenfachhandels um 0,4 Prozent höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Großteil der Branche besteht aus eigentümergeführten Einzelkämpfern. Neben Toys R Us gibt es laut Schüssler nur wenige Ketten, dazu zählen "Spielwaren Heinz" und "Fischer Spiele". Der Online-Handel hat einen Anteil von 20 Prozent.
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