Toyota krempelt E-Autoplan um mit Tesla im Blick
Der japanische Autobauer Toyota arbeitet nach Informationen von Insidern an einem Neustart seiner Elektroauto-Strategie. Der Branchenprimus wolle Produktionskosten senken, um am boomenden E-Automarkt dem US-Elektroautopionier Tesla und anderen Konkurrenten besser Paroli bieten zu können, sagten vier mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Arbeiten an einigen der 30 laufenden Elektroauto-Projekte seien gestoppt worden.
Der Ende 2021 angekündigte 38 Milliarden Dollar (39,05 Mrd. Euro) schwere Plan der Japaner zur Umstellung auf reine E-Autos könnte Makulatur sein, wenn die diskutierten Vorschläge angenommen würden. Das Unternehmen äußerte sich dazu nicht. Toyota, für seine frühzeitige Einführung teilelektrischer Hybridmotoren lange als umweltfreundlich gelobt, ist Spätzünder beim Umschwung zu batterieelektrischen E-Autos (BEV). Umweltschützer und auf Nachhaltigkeit setzende Investoren kritisieren, dass die Japaner Elektromobilität zu langsam anpacken. Wie es von den Personen, die nicht namentlich genannt werden wollten, weiter hieß, stießen Toyota-Ingenieure und -Manager die Überprüfung an aus Sorge, den Kostenwettbewerb gegen Tesla zu verlieren. Tesla-Chef Elon Musk hat neue Maßstäbe beim Bau von Elektroautos gesetzt. Die Amerikaner bauen Autos schneller etwa durch den Guss großer Karosserieteile und arbeiten an einer effizienteren Batterieproduktion.
Wie die Insider erklärten, unterschätzte Toyota das Tempo des Markthochlaufs von E-Autos und erwartete erst in einigen Jahrzehnten den Durchbruch. Der bisherige Plan geht von 3,5 Millionen E-Autos der Japaner Ende dieses Jahrzehnts aus, gut ein Drittel des heutigen Absatzes. Insgesamt planen die Autobauer weltweit, 2030 schon mehr als jedes zweite Auto mit reinem Batterieantrieb zu verkaufen. Manche peilen bis dahin die komplette Umstellung an.
Eine Arbeitsgruppe namens "Business Revolution" wurde den Insidern zufolge damit beauftragt, bis Anfang nächsten Jahres Pläne für Verbesserungen der bestehenden BEV-Plattform oder für eine neue Architektur zu entwerfen. Ziel sei es, technische Innovationen von Tesla und anderen Herstellern zu übernehmen - zum Beispiel, um Größe und Gewicht von Batterien und damit Kosten zu reduzieren. Die Entwicklung des elektrischen SUV Compact Cruiser Crossover und der Limousine Crown, die für Mitte des Jahrzehnts geplant waren, sollen auf Eis liegen.
Ein Nachfolger für die 2019 vorgestellte elektrische Fahrzeugplattform e-TNGA soll die Produktionskosten senken. Dabei sei noch unklar, ob die einheitliche Fahrzeugarchitektur technisch verbessert oder eine ganz neue Plattform entwickelt werden solle. Das könnte aber rund fünf Jahre dauern, sagten zwei der Insider. "Wir haben wenig Zeit zu verlieren", ergänzte einer von ihnen.
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