Prunkvolle Häuser und armselige Ertragslage

Fast zwei Drittel der Tourismus-Beschäftigten sind Frauen.
Jeder zweite Betrieb im Tourismus schreibt Verlust. Viele Hotels sind zu klein.

Prachtvolle Häuser mit großzügigen Wellnessanlagen und vollen Weinkellern, aber gähnende Leere in den Kassen. Für viele Hoteliers ist das Alltag. Die KMU-Forschung Austria hat 9000 Jahresabschlüsse von Tourismusunternehmen analysiert. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Betriebe (54 Prozent) schrieben 2011/12 Verluste. Wobei das monatliche Salär der Hoteliers und Gastronomen in der Berechnung mit 2500 Euro brutto nicht gerade unverschämt hoch angesetzt wurde. Manager-Gehälter sind in der Branche eine Ausnahme. Acht von zehn Häusern sind in Familienbesitz. Dass die Oma auch im hohen Alter noch mithilft, keine Seltenheit.

"Die Kostenstruktur ist grundsätzlich anders als in anderen Branchen", rechnet Peter Voithofer von der KMU-Forschung Austria vor. "Ein Grund dafür sind die Fixkosten, die knapp 80 Prozent der Betriebsleistung ausmachen. Eine doppelt so hohe Quote wie in anderen Branchen." Hauptgrund dafür sind die Abschreibungen und hohen Personalkosten. Voithofer: "Bei einem hohen Anteil der Betriebe stagnieren die Umsätze, steigende Kosten unterzubringen ist eine Herausforderung." Aktuell streiten Branchenvertreter mit der Gewerkschaft um die nächste kollektivvertragliche Gehaltserhöhung für 200.000 Tourismusmitarbeiter. Die Gewerkschaft fordert eine schrittweise Anhebung des Mindestlohns von 1320 auf 1500 Euro brutto. Die Arbeitgeber stemmen sich dagegen und fordern mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten. Wann die Verhandlungen in die vierte Runde gehen, ist offen.

Zu wenig Betten

Laut Wolfgang Kleemann, Geschäftsführer Österreichische Hotel- und Tourismusbank, sind viele Hotels in Österreich zu klein. "Unter hundert Betten sind sie kaum in der Lage, Marketing zu betreiben und jene Infrastruktur zu schaffen, die Gäste erwarten." Über alle Kategorien hinweg haben Österreichs Hotels durchschnittlich 32 Gästebetten. Zuletzt haben vor allem 4- und 5-Stern-Betriebe in Zubauten investiert. Die historisch niedrigen Kreditzinsen kommen der traditionell hoch verschuldeten Branche entgegen. Die positive Entwicklung der Umsatzrentabilität ist ausschließlich auf die geringere Zinslast zurückzuführen.

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