Gastronomie und Hotellerie „Opfer der Inflation“

Österreichs Tourismus könnte als „Coolcation“ vom Klimawandel profitieren, weil es in Mittelmeer-Urlaubsländern im Sommer immer heißer wird
Trotz höherer Preise verdient sich die Branche keine goldene Nase, sagt der Chef der Hotel- und Tourismusbank. Nachhaltigkeit wird immer wichtiger.

Die heimische Tourismus-Wirtschaft macht eine schwierige Phase durch, sagt der Geschäftsführer der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (OeHT), Matthias Matzer. Die Umsätze und Nächtigungszahlen würden aufgrund der ungebrochenen Reiselust stimmen, nicht aber die Erträge der Betriebe, so Matzer im Gespräch mit dem KURIER.

„Was allen wirklich im Magen liegt, ist das dauernde Tourismus-Bashing. Ja, die Preise in der Hotellerie und Gastronomie sind gestiegen, das trifft jeden von uns, das spürt ein jeder. Aber die Betriebe kommen da in Wahrheit zum Handkuss, auch ihre Kosten sind massiv gestiegen. Sie sind selbst Opfer der Inflation.“

Matzer, der für geförderte Kredite, Haftungen und Zuschüsse an touristische Klein- und Mittelbetriebe bis 250 Mitarbeiter verantwortlich zeichnet, zählt die Zinsbelastung der fremdkapitallastigen Branche, den Arbeitskräftemangel, die Herausforderungen der grünen Transformation oder die oft heiklen Betriebsübergaben zu den vielfältigen Problemen im Tourismus.

„Die Sorgen, wie es mit den Finanzierungsmöglichkeiten weitergeht, sind groß. Momentan hoffen alle auf eine wirkliche Zinswende, also zwei drei weitere Zinssenkungen – hoffentlich noch heuer“, sagt der Experte.

Wie es der Branche wirklich geht, sieht man beispielsweise an den Investitionen der Betriebe, die nach der Post-Corona-Aufholjagd 2021/2022 im vergangenen Jahr abgerissen sind. So hatte die OeHT 2022 noch 484 Förderfälle und davon ausgelöste Investitionen in Höhe von 590 Millionen Euro. Im abgelaufenen Jahr waren es 313 Förderfälle mit 412 Mio. Euro an damit ausgelösten Investitionen.

Gastronomie und Hotellerie „Opfer der Inflation“

Matthias Matzer, Chef der Hotel- u. Tourismusbank

Und noch immer sind 500 Mio. Euro an Überbrückungsfinanzierungen aus der Corona-Zeit offen, die bis Ende 2025 zurückgezahlt werden müssen. Matzer: „Mitte bis Ende 2025 wissen wir dann wirklich, wie schlimm es war von Covid bis Energiepreisschock und Inflationskrise.“

Öko-Förderungen

Um hier gegenzusteuern, wurden neue Förderinstrumente des Bundes aufgelegt, für deren Vergabe die OeHT sozusagen die Anlaufstelle und Drehscheibe bildet.

Zwei Beispiele: Seit dem Vorjahr gibt es den Nachhaltigkeitsbonus, das ist ein Zuschuss in Höhe von 7 Prozent des nachhaltigkeitsrelevanten Anteils einer Investition (max. 350.000 Euro). Und seit rund einem Monat gibt es den bisher sehr gut angenommen „Grünen Tourismuskredit“ mit einem Zinszuschuss von drei Prozent pro Jahr, der auch mit dem Nachhaltigkeitsbonus kombinierbar ist. Mit dem Grünen Tourismuskredit werden nach eingehender Prüfung, um sich nicht dem Vorwurf des Greenwashings auszusetzen, Investitionen in die Energieeffizienz, thermische Sanierungen, Ressourceneinsparung oder Emissionsreduktion gefördert.

Matzer: „Das Thema Nachhaltigkeit wird immer wichtiger im Tourismus, der Klimawandel betrifft uns alle. Wir haben da als sogenannte Coolcation Vorteile gegenüber heißen Mittelmeerländern und gleichzeitig aber riesige Herausforderungen im alpinen Tourismus. Wer jetzt nicht darüber nachdenkt, in die grüne Transformation zu investieren, der wird langfristig vor noch größeren Problemen stehen.“

Die Kredite der OeHT orientieren sich am 3-Monats-Euribor der aktuell bei rund 3,7 Prozent liegt. Der Zinsaufschlag der OeHT liegt – unabhängig von der Bonität – bei 1,85 Prozent. Abzüglich des Zinszuschusses von 3 Prozent aus dem Grünen Tourismuskredit ergibt sich eine Zinsbelastung von aktuell rund 2,55 Prozent p. a. (der Nachhaltigkeitsbonus oder eventuelle Landesförderungen noch nicht einberechnet).

Last but not least geht es im Tourismus wie in vielen anderen Branchen auch um die Übergabe des Betriebes an die nächste Generation. Nach Schätzungen stehen 8.000 KMU in den kommenden zehn Jahren vor einer Betriebsübergabe, 50 Prozent davon seien dafür noch nicht gerüstet. Matzer: „Es kann zwei bis fünf Jahre dauern, bis ein geordneter Übergang gelingt – und ein richtiger Kraftakt sein.“

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