Tourismus: "Jetzt gibt’s die Schnäppchen"

Tourismus: "Jetzt gibt’s die Schnäppchen"
Griechenland ist unter den Urlaubsdestinationen auf Platz drei abgerutscht, nun rutschen auch die Preise. Urlaub im Krisenland wird jetzt um bis zu 20 Prozent billiger.

KURIER: Geht’s mit Griechenland weiter bergab?

Harald Nograsek: Griechenland war vor drei Jahren noch auf Platz eins und liegt derzeit auf Rang drei. Wir haben ein Buchungsminus v on 20 Prozent. Die Reisenden sind verunsichert. Wer eine Insel direkt anfliegt, hat keine Probleme mit Streiks, aber trotzdem wird das ganze Land mit Athen verwechselt.

Haben die Reiseveranstalter ihre Kapazitäten bereits zurückgefahren?

Derzeit noch nicht, aber das kann durchaus passieren. Die kleineren Inseln werden eher betroffen sein.

Die Preise müssten eigentlich schon lange kräftig sinken. Warum ist das immer noch nicht der Fall?

Griechenland hat aus der politischen Krise in Nord-Afrika profitiert. Franzosen und Briten, die bis dahin nicht nach Griechenland fuhren, haben den Nachfragerückgang der Österreicher und Deutschen wettgemacht. Jetzt aber gehen die Preise hinunter.

Gibt’s Griechenland nun zum Schnäppchen-Preis?

Ja, jetzt gibt’s wirkliche Schnäppchen. Die Preise sinken je nach Reiseveranstalter zwischen zehn und 20 Prozent.

Sie werden heuer bei den Ruefa-Reisebüros um drei Prozent zulegen. Sparen die Österreicher nach wie vor nicht beim Urlaub?

Möglicherweise wird kürzer geurlaubt, aber beim Haupturlaub wird nicht gespart. Wer Geld hat, gibt sogar mehr für den Urlaub aus. Der Unsicherheit durch die Eurokrise kann sich niemand entziehen. Bevor das Geld weg ist, tun sich die Leute lieber was Gutes. Und wem die Qualität der Tomaten wichtig ist, der will auch bewusster reisen. Weg vom Trashigen hin zur Idylle. Die Leute wollen Länder erleben und nicht nur Destinationen abhaken .

Zum perfekten Reise-Erlebnis gehört auch der Flug. Die AUA hat zu wenig Piloten, befürchten Sie, dass Ihre Kunden am Boden bleiben?

Die AUA ist ein ganz wichtiger Geschäftspartner für uns. Die Zusammenarbeit läuft reibungslos, bisher hat es keine negativen Auswirkungen gegeben.

Wie zufrieden sind Sie mit der Qualität der AUA?

Die Hardware muss verbessert werden, etwa die Sitze für die Langstrecke. Aber das weiß die AUA ohnehin selbst. Die Servicequalität der Mitarbeiter ist sehr gut, die Bordverpflegung von DO&CO in der Business-Class erstklassig.

Tourismus: "Jetzt gibt’s die Schnäppchen"

Hat sich der Kreuzfahrt-Boom seit dem Costa-Unglück eingebremst?

Die Buchungen sind unmittelbar danach kurzfristig eingebrochen, jetzt geht’s wieder aufwärts. Der große Boom hat zwar etwas nachgelassen, wird aber 2013 wiederkommen. Da bringen die Reedereien neue Schiffe auf den Markt, die guten Preise werden sicher beibehalten werden.

Stichwort Hotellerie. In Wien sperrt fast wöchentlich ein neues Hotel auf, kann sich das noch rechnen?

Wien-Tourismus freut sich über steigende Nächtigungszahlen, die sind für das erhöhte Bettenangebot auch mehr als notwendig. Denn die Hotelkapazitäten steigen stärker als die Übernachtungszahlen. Natürlich drückt das die Preise, bei gleichzeitigen leichten Auslastungsrückgängen. Für das Gesamtjahr 2012 sind wir aber optimistisch, denn im Herbst finden einige große Kongresse statt.

Welche Hotels werden vom Markt verschwinden?

Diejenigen, die nichts Neues anbieten können, werden ein Problem bekommen. Die nicht am Stand der Zeit sind und keine Story haben – damit meine ich, kein Thema. Wer sich nur über den Preis vom Markt differenzieren kann, bei dem wissen wir, wohin der Weg geht. Da der Markt für Büroimmobilien schlecht ist, wird stärker in Hotels investiert.

Sie mischen selbst aber auch fleißig mit.

Stimmt, und wir werden mit unserer Joint-Venture-Schiene "Motel One" bis 2015 noch drei neue Häuser in Wien eröffnen. Ich bin überzeugt, dass wir im Verdrängungswettbewerb erfolgreich sein werden. Das Produkt ist auf die Kernleistung Übernachtung abgestellt und das Design europaweit standardisiert – sehr gute Lagen und hohe, aber preiswerte Qualität mit Vertriebsschwerpunkt Internet.

Sie interessieren sich für die Hotelgruppe der UNIQA-Versicherung. Wie weit sind die Verhandlungen?

Wir schauen uns die Hotels derzeit hinsichtlich der baulichen Ausstattung an. Beim Hotel de France ist die Entscheidung schon gefallen, das kommt für uns nicht infrage.

Verkehrsbüro: Touristik-Imperium

Karriere Der studierte Handelswissenschaftler Harald Nograsek begann seine Karriere als Banker. Zunächst bei der Bawag, dann bei der Raiffeisen Zentralbank und zuletzt bei der Bank Austria, wo er für das Beteiligungsmanagement zuständig war. 2004 wechselte er ins Verkehrsbüro, das er stark umstrukturierte, drei Jahre später wurde er zum Generaldirektor ernannt.

Konzern Österreichs größte Tourismusgruppe steigerte im Vorjahr den Umsatz auf 851,5 Mio. Euro und erwirtschaftete eine Eigenkapitalrentabilität von 17, 2 Prozent. Im Bereich Tourismus (Ruefa, Jumbo, Eurotours) wurden rund zwei Millionen Passagiere befördert. Mit 34 Häusern in Österreich ist das Verkehrsbüro der größte heimische Hotelbetreiber.

Kommentare