Tourismus: Die Angst vor Corona reist mit

Tourismus: Die Angst vor Corona reist mit
Kostenloses Stornieren ist möglich, wenn die Pauschalreise, etwa eine Kreuzfahrt, nicht zumutbar ist.

Flucht vor dem Winter in Europa. Rund 1.100 Passagiere, vornehmlich aus Deutschland, hatten sich am 2. Februar mit dem Kreuzfahrtschiff Aidavita aufgemacht, drei Wochen lang Südostasien zu erkunden. Spätestens nach zwölf Tagen war klar, dass die Reise nicht planmäßig ablaufen würde. Das Schiff hatte zuvor zwar keinen chinesischen Hafen angelaufen. Trotzdem durfte die vietnamesische Halong Bucht nicht angelaufen werden. Aus Angst vor dem Coronavirus hatte die örtliche Tourismusbehörde Passagieren und Besatzung untersagt, an Land zu gehen. Enden soll die Reise am 23. Februar in Singapur.

Andere Kreuzfahrten

Weil sich die Reiseeinschränkungen mehren, zieht die Reederei Aida Cruises Konsequenzen: Die Asien-Saison, die noch bis April gelaufen wäre, wird mit nächstem Wochenende beendet. Die beiden betroffenen Schiffe Aidavita und Aidabella sollen in anderen Regionen eingesetzt werden.

Kostenloser Rücktritt

Und wenn Kreuzfahrer mit der Reiseänderung nicht einverstanden sind? „Dürfen sie kostenlos stornieren“, sagt Gregor Kadanka, Obmann des Fachverbandes der Reisebüros in der Wirtschaftskammer. Kreuzfahrten gelten als Pauschalreisen, bei denen es ein kostenfreies Rücktrittsrecht gibt, wenn die Reise nicht zumutbar ist. Das gilt auch für Pauschalreisen in Gebiete, wo der Coronavirus grassiert. Flüge dorthin gibt es aber ohnehin keine mehr.

Ein Prozent aller Nächte

Der heimische Tourismus wird vom Ausbleiben chinesischer Gäste nicht sehr getroffen, meint Kadanka. Nur 2,2 Prozent der Touristen kamen im Vorjahr aus China. Weil sie kurz bleiben, entfällt auf sie nur ein Prozent aller Gästenächtigungen.

Milliarden-Verluste

Den internationalen Reiseverkehr wird der Virus aber sehr wohl durcheinanderwirbeln. Ein Beispiel dafür ist der Flugverkehr. 70 Airlines haben alle Flüge von und nach China eingestellt. 50 weitere haben ihr Angebot reduziert. Dadurch wird es um 20 Millionen weniger Passagiere auf China-Flügen geben. Für die Airlines bedeutet das Umsatzeinbußen von 4,6 Milliarden Euro, erwartet die Internationale Luftverkehrsvereinigung. Im Vorjahr setzte die Branche 522 Milliarden Euro um.

Airline-Pleiten

Weniger Einnahmen könnten die eine oder andere Fluglinie ins Trudeln bringen. Die Zahl der Pleiten in der Branche ist ohnehin beachtlich. Laut Obmann Kadanka sind seit 2017 bis heute 72 Airlines in die Pleite geflogen, die Hälfte in Europa – diese Woche erst die Regionalfluggesellschaft Air Italy und die türkische Atlas Global. Heuer werden wieder um die 15 Airlines in Europa Insolvenz anmelden müssen, schätzt Kadanka. Damit Kunden im Fall des Falles nicht auf der Strecke bleiben, fordern die Reisebüros unisono mit dem Europäischen Parlament, dass sich auch Fluggesellschaften gegen den Pleitefall versichern müssen.

Laudamotion versichert

Anbieter von Pauschalreisen oder von verbundenen Reiseleistungen (wie Flug und Mietwagen) müssen dies schon länger tun. Laudamotion hatte sich bis zuletzt dagegen gewehrt – der KURIER berichtete. Das Landesgericht Korneuburg hat kürzlich einer Klage des Vereins zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs gegen diese Praxis vollinhaltlich stattgegeben. Laudamotion sei jetzt versichert, weiß Kadanka. Die Höhe ist unbekannt.

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