Woran das liegt, gegen welche Vorurteile Tofu immer noch kämpfen muss und wieso Sojabohnen für die heimische Landwirtschaft unabdingbar sind, hat der KURIER im Gespräch mit New-Originals-Geschäftsführer Matthias Krön erfahren.
Von Sojadrinks hin zu Tofu
Der gebürtige Salzburger ist ein wahrer Pionier, wenn es um Sojaprodukte geht, und hat bereits in der Vergangenheit mit der Firma Mona verschiedene Pflanzendrinks der Marke Joya in die heimischen Supermärkte gebracht.
Nun stellt er mit seinem Unternehmen New Originals Tofu aus heimischem und europäischem Soja her. Hierzulande finden Konsumenten die Produkte des Unternehmens bei Billa Plus und neuerdings aus bei Interspar. Dort biete New Originals Company unter dem Namen Omami Kichererbsen-Tofu in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen wie „Texas Roast“ oder „Greek Salsa“ an.
Eigenmarken der großen Supermarktketten
Mit Omami macht das Unternehmen aber nur einen kleinen Teil seines Millionenumsatzes. Den Großteil verdient New Originals Company mit der Produktion für die Eigenmarken der großen Handelsketten etwa in Schweden oder Deutschland.
Der Tofu der heimischen Supermarkt-Eigenmarken stammt nicht von Kröns Firma. Das liege daran, dass das Unternehmen nicht in Österreich produziert, die heimischen Handelsketten aber großen Wert auf Regionalität legen. Zwar sei aktuell nichts Konkretes in Planung, aber in Zukunft könne Krön sich sehr wohl vorstellen, auch einen Produktionsstandort in Österreich zu eröffnen.
Bis dahin stammen die Produkte von New Originals Company aus den Fabriken in der Slowakei, in Rumänien, in Deutschland und in den Niederlanden. Von dort aus verkauft Krön die Produkte nach fast ganz Europa.
Die Märkte entwickeln sich unterschiedlich schnell: „Es gibt offenere Märkte wie Schweden, Holland oder auch England, wo Tofu sich schnell verbreitet. Und dann gibt es Länder mit einer traditionelleren Ernährung wie Polen oder Italien, die sich langsamer entwickeln“, so Krön.
Nur 300 Gramm Tofu pro Jahr
Österreich befinde sich im europäischen Vergleich im Mittelfeld. Nur 0,3 Kilogramm Tofu konsumiert der durchschnittliche Konsument hierzulande jährlich. Zum Vergleich: In Asien liegt der Jahresverbrauch bei 10 bis 20 Kilogramm.
Dass sich Tofu nur langsam verbreitet, liege daran, dass viele Menschen gar nicht wüssten, wie das Sojaprodukt zubereitet werden kann.
Um die Kreativität potenzieller Kunden anzukurbeln, setzt New Originals Company regelmäßig auf Kampagnen mit bekannten Köchen oder mit Influencern auf Social Media. „Ich denke, jeder, der den Dreh einmal raus hat, kauft immer wieder gerne Tofu“, ist Krön überzeugt.
Tofu mit Speck kombinieren
Schwer habe es Tofu auch wegen seines Image als veganer Fleischersatz. Das sei in Asien ganz anders, erklärt Krön: „In China oder Japan ist Tofu ein ganz normaler Bestandteil der Ernährung und wird auch zum Beispiel mit Speck oder Fisch kombiniert. Kein Asiate sieht Tofu als veganes Lebensmittel.“
Auch Krön selbst ernährt sich nicht rein pflanzlich. Von Paradigmen wie „vegan“ oder „vegetarisch“ hält er allgemein nicht viel. Menschen könnten pflanzliche Lebensmittel essen, ohne ihren Lebensstil klar zu labeln: „Bei Kartoffeln oder Nudeln spricht auch keiner von vegan, obwohl die Lebensmittel pflanzlich sind.“
Die günstigste Eiweißquelle
Im Vergleich zu tierischem Eiweiß habe Tofu einige Vorteile: So sei Tofu Krön zufolge „die günstigste Eiweißquelle im ganzen Supermarkt“ und käme mit wenigen regionalen Zutaten aus. Außerdem stammt Tofu fast immer aus biologischer Landwirtschaft, weil er ursprünglich aus dem Biofachhandel kommt.
Auch die Nutzung von Soja funktioniert bei der Tofuproduktion deutlich effizienter als in der Fleischindustrie. Für ein Kilogramm Fleisch wird ein Kilogramm Sojabohnen in Form von Tierfutter benötigt. Aus derselben Menge Soja erhält man aber die doppelte Menge Tofu.
Natürlicher Stickstoffdünger
Nicht zuletzt ist auch der Anbau von Sojabohnen für die heimische Landwirtschaft essenziell, wie Krön, der auch den Verein Donau Soja gegründet hat, erklärt. Denn Bohnen versorgen den Boden mit Stickstoff, der etwa für die Getreideproduktion benötigt wird. Dadurch können Bauern auf klimaschädliche Stickstoffdünger verzichten, die meist aus Erdgas gewonnen werden.
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