Durchbruch in letzter Sekunde?

Durchbruch in letzter Sekunde?
Deutscher Marktführer Edeka kann Mitbewerber Kaiser’s Tengelmann doch übernehmen.

Viele haben nicht mehr daran geglaubt, doch in letzter Sekunde wurde doch ein Durchbruch erzielt. Die mächtige deutsche Supermarktkette Rewe, die Einkaufsgemeinschaft Markant und der Diskonter Norma haben sich mit der Gewerkschaft Verdi bei einem Krisengipfel in Frankfurt darauf geeinigt, dass der deutsche Marktführer Edeka den verlustträchtigen Mitbewerber Kaiser’s Tengelmann (446 Filialen, 15.285 Mitarbeiter) zur Gänze übernehmen kann. Bis 17. Oktober soll eine einvernehmliche Lösung erzielt werden, bestätigte die Gewerkschaft am Donnerstagabend. Zugleich wurde bis 18. Oktober Stillschweigen vereinbart.

Damit dürfte der Eigentümer-Familie Haub, der auch die Baumarktkette OBI und der Textildiskonter kik gehören, ein Stein vom Herzen fallen. Sie musste jahrelang die Verluste der Kette abdecken. Zuletzt betrugen diese rund 170 Millionen Euro. Firmenchef Karl-Erivan Haub hatte für den Fall, dass die Gespräch scheitern, ein Deadline bis Freitag gesetzt und die Zerschlagung von Kaiser’s Tengelmann angekündigt.

Nun soll der Deal wie ursprünglich geplant ablaufen – aber mit Abstrichen. Edeka hatte zum Missvergnügen der Konkurrenten bereits im Oktober 2014 den Zuschlag für die Übernahme von Kaiser’s Tengelmann erhalten. Gegen diesen Deal hatte sich aber das Bundeskartellamt quergelegt. Deshalb musste SPD-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel eine sogenannte Ministererlaubnis, sprich eine Weisung, erteilen, die das Veto der Kartellhüter übertrumpfte.

Zugleich haben aber die Mitbewerber Rewe, Markant und Norma Klagen gegen die Ministererlaubnis eingebracht. Die "Spieler" konnten dadurch aber keinen Zug mehr machen. In der Schach-Sprache nennt man das Patt. Nun werden Rewe, Markant und Norma diese Klagen zurückziehen und weitere Gespräche zwecks Einigung führen.

Im Gegenzug wird Edeka den Konkurrenten aber entsprechende Zugeständnisse machen müssen. So könnte der Marktführer unter anderem verschiedene Standorte von Kaiser’s Tengelmann abtreten. Die Kette hat vor allem im Großraum Berlin, im Großraum München-Oberbayern und in Nordrhein-Westfalen ein sehr dichtes Filialnetz. Bereits im Jahr 2007 hat Edeka von Tengelmann den Diskonter Plus übernommen. Drei Jahre zuvor hatte die Gruppe den Diskonter Netto mit 4168 Filialen geschluckt. Edeka besteht aus sieben Regionalgesellschaften (Genossenschaften), die rund 4500 selbstständigen Einzelhändlern gehören. Der Gesamtumsatz beträgt rund 46, 4 Milliarden Euro.

Kommentare