Telekom setzt auf Whistleblower

Mit der Vorratsdatenspeicherung sollen sämtliche Verbindungsdaten von Internet-, Telefon- und E-Mail-Anwendern ein halbes Jahr lang gespeichert werden - und zwar bei allen Teilnehmern, ohne Vorliegen eines konkreten Tatverdachts.
Anonyme Plattform soll Hinweisgeber animieren, Missstände aufzuzeigen.

Die teilstaatliche Telekom Austria will die Skandale der Vergangenheit endgültig abstreifen und mit einem umfassenden Regelwerk zur Vermeidung von Korruption oder Preisabsprachen in eine neue, saubere Zukunft steuern. Ein wesentlicher Eckpfeiler der Bemühungen von Martin Walter, des vor einem Jahr engagierten Compliance-Chefs der Telekom, ist die am Montag erstmals präsentierte Whistleblower-Plattform „tell.me.“

Telekom setzt auf Whistleblower

Anders als Kronzeugen in bereits laufenden Strafverfahren sollen die Hinweisgeber oder eben Whistleblower lange vor etwaigen Behördenverfahren aufzeigen, wo im Konzern Missstände gegeben sind. Eine spezielle Software, die bei der Berliner Business Keeper AG eingekauft wurde, ermöglicht dabei das anonyme Abgeben eines Tipps, aber auch – und das ist neu – die Kommunikation mit dem Hinweisgeber seitens des Konzerns. Das funktioniert grob gesprochen über hochverschlüsselte Briefkästen im Internet.

Finanzielle Anreize will die Telekom den Hinweisgebern nicht gewähren, stellte Walter bei der Präsentation klar. Vor allem in den USA, aber auch mehr und mehr in der EU gibt es hingegen die Tendenz erfolgreichen Whistleblowern saftige Prämien zu bezahlen.

„Wir bewegen uns da auf sehr schwammigem Grund, da gibt es ein ganz schlechtes Bauchgefühl“, räumte Kai Leisering, Vorstand bei Business Keeper, ein. Denn es ist dann nicht mehr weit, von einem relativ harmlosen Hinweisgebersystem zu einem regelrechten Vernaderungs- oder Denunziantensystem.

"Tell me"

Mitmachen können und sollen bei „tell.me“ alle 17.000 Mitarbeiter der Telekom-Gruppe, also auch die Belegschaften bei Auslandstöchtern wie in Weißrussland. Whistleblowen können auch alle Externe, wie Lieferanten und andere Geschäftspartner der Telekom. Pro Jahr erwartet man sich 50 relevante Fälle, die von Hinweisgebern kommen werden. Seit 2 Monaten ist das System in Betrieb, erste Fälle seien schon eingelangt, sagte Walter.

Die Business Keeper AG hat bereits gewichtige Kunden, die ihre Whistleblowing-Technologie einsetzen. Dazu zählen die Deutsche Telekom oder Behörden wie das Bundeskartellamt. In Österreich verhandelt dem Vernehmen nach das Innenministerium über einen Vertrag. Ob damit „die großen Fälle“ verhindert werden können, glaubt

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