Technik und Gastro: Dort sind die freien Jobs

Kellner
Gesucht sind Köche, Elektroinstallateure und Schlosser. Jugendliche sind seltener auf Jobsuche – und öfter in Ausbildung. Die Prognose, dass mehr Pfleger benötigt werden, hat sich nicht bewahrheitet.

Der Sozial- und Arbeitsminister spricht von einer "endgültigen Trendwende auf dem Arbeitsmarkt" – die Arbeitslosigkeit ist rückläufig. Gleichzeitig weht die Klage über den Fachkräftemangel durch das Land. Je nach Studie findet jedes dritte bis vierte Unternehmen in Österreich keine Fachkräfte, besonders angespannt ist die Lage im IT-Bereich, im Maschinenbau und in der Gastronomie.

Technik und Gastro: Dort sind die freien Jobs
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Eine aktuelle Statistik des Arbeitsmarktservice Österreich ( AMS) zeigt, in welchen Bereichen die Zahl der offenen Stellen deutlich höher ist als die der Jobsuchenden. Demnach fehlen vor allem Köche, Elektroinstallateure, Schlosser, Kfz-Mechaniker, Dreher, Bau- und Möbeltischler und Techniker für den Maschinenbau (siehe Grafik). Die Gründe, warum Firmen und Arbeitsuchende nicht zusammenfinden, sind vielfältig: die Qualifizierung ist entscheidend, der Sitz des Unternehmens, Gehalt, Arbeitsbedingungen. "Im Tourismus gibt es etwa strukturelle Erschwernisse. Tourismus findet in der Natur statt, dort leben weniger Menschen", so AMS-Chef Johannes Kopf.

Der Fachkräftemangel wird in Österreich zunehmend zum Standortproblem, der auch das Wachstum bremsen kann. Der reale Bedarf sei in vielen Bereichen sogar noch größer, als es die Statistik zeigt, da viele Betriebe ihre offenen Stellen gar nicht mehr dem AMS melden. "Die Betriebe im Westen Österreichs haben nichts von verfügbaren Arbeitskräften im Osten. Die regionalen Ungleichgewichte werden größer", kritisiert Martin Gleitsmann (WKO). Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung: "Von den verfügbaren Fachkräften hängen wichtige Investitionsentscheidungen ab. Schon alleine deshalb wirkt sich der Fachkräftemangel negativ auf die konjunkturelle Entwicklung aus." Prognosen zeigen, dass vor allem Mitarbeiter mit technischer Ausbildung weiterhin massiv gefragt sein werden. "Studien gehen von plus vier Prozent pro Jahr aus, bis 2020 könnten 40.000 neue Technik-Jobs entstehen, fast die Hälfte davon im hoch qualifizierten IT-Bereich", erklärt Neumayer. Um die Lücke zu schließen, müsse man im Bildungsbereich ansetzen.

Die Trendwende

Prognosen bewahrheiten sich nicht immer. So steigt derzeit die Arbeitslosigkeit im Pflegebereich. "Das betrifft vor allem Pflege- und Heimhilfen", erläutert Kopf. Hintergrund ist die Legalisierung der 24-Stunden-Hilfe, die meist ausländische Kräfte übernehmen. In Heimen werden jetzt doch nicht so viele Kräfte gebraucht wie erwartet.

Besser läuft es bei den Jugendlichen: Im Juni lag die Zahl der Arbeitsuchenden (bis 24 Jahre) um 15,7 Prozent unter dem Vorjahreswert. Klingt gut, muss aber relativiert werden. Der Erfolg wurde mit einem 37 Millionen schweren Sonderbudget erzielt, mit dem zu Jahresbeginn eine Ausbildungsgarantie für junge Menschen bis 25 (bisher 19 Jahre) umgesetzt wurde. Zudem kommt im Herbst die Ausbildungspflicht bis 18. "Rechnet man die Effekte infolge verstärkter Schulungen raus, sind wir noch immer bei einem Rückgang von 7,6 Prozent", rechnet Kopf vor. Die gute Entwicklung ist der Konjunktur und der demografischen Entwicklung geschuldet, es drängen schlicht weniger Jugendliche in den Arbeitsmarkt. Dagegen sind mehr über 50-Jährige auf Jobsuche (+3,5 Prozent).

Unterm Strich waren heuer im Juni um 3,1 Prozent weniger Menschen auf Jobsuche als im Vorjahr, die Zahl der offenen Stellen ist um 38,1 Prozent gestiegen. Grund ist der internationale Konjunkturaufschwung. 3.682.000 unselbstständig Beschäftigte im Juni sind ein Höchstwert und eine "Trendwende", so Kopf. Während zwischen 2012 und 2015 viele Vollzeitstellen in der Industrie und am Bau verloren gingen, stockten Handel und Tourismus die Teilzeitstellen auf. So ist zwar die Zahl der Beschäftigten gestiegen, aber nicht die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden. Das hat sich seit dem zweiten Halbjahr 2016 geändert.

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