Teak Holz International droht Kahlschlag

Teakholz-Plantage der Teak Holz International AG an der Pazifikküste Costa Ricas.
Börsennotierter Linzer Plantagenbetreiber verhandelt mit Gläubigern ein Standstill-Abkommen, Fortbestand stark gefährdet.

Bei der börsennotierten Linzer Teak Holz International AG (THI), die seit 1998 Gelder privater Investoren in Teak-Baum-Plantagen in Costa Rica pumpt, könnte es zu einem wirtschaftlichen Kahlschlag kommen. Am Mittwoch wird laut Wilhelm Rasinger, dem Präsidenten des Interessenverbands für Anleger (IVA), in Wien eine Krisen-Hauptversammlung stattfinden.

Bei der Hauptversammlung sollen die Aktionäre darüber informiert werden, zu welchen Ergebnissen die Inventur der sieben Edelholz-Plantagen (1934 Hektar) in Costa Rica tatsächlich gekommen ist und welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind. Denn: Der Baumbestand soll sich "über Nacht" von 1,3 Millionen auf 660.000 Stück reduziert haben. Zugleich sollen die Aktionäre in der Hauptversammlung darüber abstimmen, ob die sieben Plantagen verkauft werden. Sollte sich kein Käufer oder Groß-Investor in Kürze auftreiben lassen, hält Rasinger eine Insolvenz laut APA für „unausweichlich“. THI unterhält acht Tochterfirmen in Costa Rica und zwei Gesellschaften in Panama.

Bereits Mitte Dezember 2014 hatte THI einräumen müssen, dass es auf den sieben Plantagen mit einem Umfang von 1934 Hektar nur rund 660.000 Bäume gibt und nicht 1,3 Millionen wie bisher angenommen. Beim Börsengang im Jahr 2007 war sogar noch von über zwei Millionen Teakbäumen die Rede. Zugleich musste THI eingestehen, dass das Eigenkapital "den Wert des halben Grundkapitals unterschritten hat“ und „Sanierungsschritte“ eingeleitet worden seien.

Laut Bilanz 2013 betrugen die Verbindlichkeiten rund 24 Millionen Euro. Nach Angaben der Wirtschaftsinformationsdienstleisters Creditreform setzte der THI-Konzern im 2013 nur rund 286.000 Euro um, das Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) betrug minus 28,76 Millionen Euro, das Konzernergebnis vor Ertragssteuern (EBT) minus 39,63 Millionen Euro. Indes wurden die Finanzanlagen (u.a. Beteiligungen) mit 65,85 Millionen Euro beziffert. Die Bonität wird laut Creditreform als "schwach" eingestuft.

Die Stellungnahme

"Wie berichtet führt der Vorstand angesichts der angespannten Liquiditätssituation derzeit Verhandlungen mit allen Gläubigern um einen Standstill und eine weiterführende Interimsfinanzierung zu vereinbaren", heißt es in einer THI-Aussendung. "Während dieser Zeit sollen die bereits begonnenen Gespräche mit Investoren zur Weiterführung der Gesellschaft nach Restrukturierung geprüft und parallel dazu auch Angebote für einen Verkauf der Plantagen eingeholt werden." Weiters verweist THI auf den Jahresfinanzbericht zum 30. September 2013:

"Es wird auf das Liquiditätsrisiko hingewiesen, das durch den negativen operativen Cashflow verursacht wird, denn das Geschäftsmodell der im Wachstum befindlichen THI AG ist langfristig ausgerichtet. Bis die bereits erforderlich gewesenen Investitionen und Vorlaufkosten sowie die laufenden Betriebsausgaben durch den Verkauf von Teakholz aus eigener Forsttätigkeit gedeckt werden können, stellt die Sicherung der Liquidität das bedeutendste Unternehmensrisiko dar", heißt es darin. "Daher war die Liquiditätssicherstellung immer schon und ist auch weiterhin eine wesentliche Aufgabe der Unternehmensführung, welche dazu Gespräche mit Kreditinstituten und Investoren führt."

Fortbestand stark gefährdet

Der THI-Vorstand geht davon aus, heißt es weiter, dass die aktuell verfolgten konkreten Maßnahmen zur Erlangung weiterer Finanzierungen zeitgerecht positiv abgeschlossen werden sowie bisher bestehende Finanzierungen weiterhin zur Verfügung stehen bzw. verlängert werden können, um die Liquidität des Konzerns abzusichern.

"Sollte das nicht gelingen und auch keine alternativen Finanzierungen erlangt werden können, die den Finanzmittelbedarf bis zum Zeitpunkt erster wesentlicher Zuflüsse aus Ernteerträgen der Teak-Plantagen nach derzeitigen Plänen der Gesellschaft voraussichtlich nicht vor 2016/17 abdecken, besteht eine wesentliche Unsicherheit hinsichtlich des Fortbestands des Konzerns."

Börsengang war Fehler

Rasinger hält den Börsengang im Nachhinein für einen Fehler. Er unterstrich, dass ein Unternehmen, dass erst 15 bis 20 Jahre später bei der Ernte der Teakbäume erstmals Erträge erzielt, nicht für die Börse geeignet war. Um diese lange Durststrecke bis zur Ernte zu überstehen, hätte man eine andere Finanzierung gebraucht.

Der Präsident des Interessenverbands für Anleger (IVA) kann einer Zahlungsunfähigkeit aber auch Vorteile abgewinnen. Ein Masseverwalter könnte die Causa gründlich aufarbeiten. Rasinger erwartet auch rechtliche Auseinandersetzungen, wobei er einräumt: „Dummheit ist nicht strafbar.“ Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hatte ihre Ermittlungen gegen den Vorstand von Teak-Holz wegen Bilanzfälschung und schweren Betrugs Ende des Vorjahres eingestellt.

Die Eigentümer

Laut Firmencompass hält THI-Gründer Klaus Hennerbichler derzeit nur noch 4,16 Prozent, die Hörmann Privatstiftung des Linzer Bauunternehmers Erwin Hörmann 19,09 Prozent. Der Italiener Marcello Comoli ist im Vorjahr zum größten Aktionär aufgestiegen und hält über seine luxemburgische Tecalux Capital 29,64 Prozent; die restlichen 47,11 Prozent sind in Streubesitz und notieren an der Wiener Börse.

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