Taxi-Schreck Uber auf Schleuderkurs

Konzernchef Travis Kalanick nimmt eine Auszeit. Ende offen.
Vorwürfe wegen sexueller Belästigung und frauenfeindliches Verhalten kostete Top-Manager den Job.

Weniger intelligent kann man es wohl kaum machen: Ausgerechnet bei einer Betriebsversammlung, auf der es um die Verbesserung der Unternehmenskultur ging, äußerte sich Uber-Direktor David Bonderman abfällig über Frauen.

Verwaltungsratsmitglied Arianna Huffington hatte sich für mehr Frauen in den Führungsgremien eingesetzt: "Es gibt viele Zahlen, die zeigen, wenn es eine Frau im Vorstand gibt, ist es viel wahrscheinlicher, dass auch noch eine zweite Frau einzieht." Bonderman reagierte nicht eben frauenfreundlich: "Tatsächlich zeigt es, dass dann sehr viel mehr Gerede wahrscheinlicher ist." Das war’s dann: Bonderman entschuldigte sich noch per Mail, dann trat er mit sofortiger Wirkung zurück.

Kalanick nimmt Auszeit

Er folgte damit Firmen-Gründer und Konzern-Chef Travis Kalanick, der häufig wegen seines aggressiven Führungsstils kritisiert worden war. Kalanick tritt eine – zeitlich nicht definierte – Auszeit an.

Auch für das Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz braucht Uber einen neuen Boss. Rasoul Jalali, bisher verantwortlich für die DACH-Region, nimmt Ende Juli seinen Hut. Er übersiedelt an die Spitze des Verwaltungsrats der Schweizer Ideenschmiede Pegasus Digital und will dort neue Geschäftsmodelle aufbauen.

Neue Regeln

Damit ist das Ungemach für den Taxi-Konkurrenten noch nicht zu Ende. In Österreich – wo Uber im Gegensatz zu vielen anderen Ländern nicht mit Besitzern von Privatautos, sondern nur mit Mietwagen-Unternehmen zusammenarbeiten darf – werden die Regeln strenger. Wien, die einzige österreichische Stadt, in der Uber tätig ist, verschärft 2018 die Vorschriften für Mietwagen.

Konkret müssen Mietwagenbetreiber künftig ebenso wie Taxiunternehmer bei der Anmeldung einen Bescheid der Zulassungsbehörde vorlegen, der feststellt, dass das Auto bestimmten Qualitätsanforderungen entspricht. Diese betreffen die Ausrüstung wie etwa eine verpflichtende Klimaanlage, die Beschaffenheit oder die Kennzeichnung des Fahrzeugs.

Neue Mietwagen müssen künftig ebenso wie Taxis mit einem abgasarmen Euro-6-Motor ausgerüstet sein. Und Mietwagen müssen – zumindest den Vorschriften nach – nach jeder Fahrt zu ihrer Betriebsstätte zurückkehren. Für Taxis gibt es Erleichterungen. So dürfen sie künftig bei Großereignissen ab 1000 Besuchern direkt vor Ort und nicht erst am Standplatz auf Fahrgäste warten.

Steuervorteile

Von Steuern hält Uber wenig. Das US-Unternehmen ist über eine Tochter in den Niederlanden registriert, Steuersitz sind die Bermudas. Über die Niederlande werden die Einnahmen als Lizenzgebühren nach Übersee transferiert, dadurch fallen kaum Gewinnsteuern an.

Wenig Steuern sieht auch der heimische Fiskus. Die meisten Mietwagenunternehmer, die für Uber fahren, setzen – auch wegen der niedrigen Tarife – weniger als 30.000 Euro im Jahr um. Unter dieser Grenze fällt keine Mehrwertsteuer an. Ein Vorteil, den ein Kleinunternehmer mit drei, vier Taxis nicht hat.

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