Tax Freedom Day: Bis 15. August arbeitet Steuerzahler für den Staat

Tax Freedom Day: Bis 15. August arbeitet Steuerzahler für den Staat
Es wird statistisch immer länger gearbeitet, um die staatlichen Ausgaben zu finanzieren

Falls Sie sich fragen, für wen Sie heuer bisher gearbeitet haben, hier die Antwort: Für den Staat. Erst ab nächstem Monat arbeitet der typische österreichische Steuerzahler in die eigene Tasche. „Das bedeutet, dass die österreichische Bevölkerung siebeneinhalb Monate ausschließlich arbeitet, um staatliche Ausgaben zu finanzieren“, hat Martin Gundinger, vom Austrian Economics Center, berechnet. Natürlich handelt es sich um einen statischen Wert, den das Institut rückblickend bis ins Jahr 1976 errechnet hat.

Der „Steuerzahlertag“ oder „Steuerzahlergedenktag“ (auf neudeutsch „Tax Freedom Day“) ist der erste Tag im Jahr, von dem an das erwirtschaftete Einkommen einer Volkswirtschaft nicht mehr zur Bezahlung von Staatsausgaben abgeführt werden muss. Dieser Tag kommt von Jahr zu Jahr später (Vorjahr 14. August). Ein Trend, der anhält, fürchtet Barbara Kolm, Direktorin des Austrian Economics Center. „Steigende Zinsen führen zu erhöhten Zinszahlungen und damit zu einer höheren Belastung, um die angefallenen Schulden inklusive Zinsen zurückzuzahlen. Wenn keine Bereitschaft für umfassende Reformen besteht, wird sich der Tax Freedom Day weiter nach hinten verschieben.“

Zur Bestimmung des Tax Freedom Days (TFD) werden Steuern und Abgaben (direkte Steuern wie die Lohnsteuer, indirekte wie Mehrwert-, Mineralölsteuer) ins Verhältnis zum Einkommen der Haushalte und Unternehmen gesetzt. Der sich daraus ergebende Prozentsatz wird auf das Jahr mit 365 Tagen umgelegt - das bestimmt den TFD. Die gesamte Steuer- und Abgabenbelastung, die von den Steuerzahlern getragen wird (volkswirtschaftliche Einkommensbelastungsquote) berechnet sich als Quotient aus Steuern und Abgaben und dem Volkseinkommen.

Gundinger fügt hinzu: „Vor dem Hintergrund der steigenden Inflationsrate ist eine Senkung der Abgaben – einhergehend mit Kürzungen staatlicher Ausgaben – sinnvoll. Sinkende Abgaben sorgen nämlich für höhere Produktivität, und wenn mehr produziert wird, wirkt dies preisdämpfend. Insofern ist hier ein dringendes Umdenken der Politik nötig, die derzeit versucht, mit zusätzlichen Ausgaben und Sonderabgaben gegenzusteuern.“

Vom Bruttolohn landet wenig am Konto

Die Junge Wirtschaft nutzt den Steuerzahlertag einmal mehr, um die hoch besteuerten Löhne und Gehälter in Österreich anzuprangern. Im OECD-Ländervergleich von Lohn- und Lohnnebenkosten liegt Österreich mit 47,8 Prozent sehr weit oben. Nur Belgien (52,6%) und Deutschland (48,1%) haben höhere Entlohnungskosten als Österreich, der OECD-Durchschnitt liegt bei 34,6 Prozent.

„Eine Entlastung von Arbeitseinkommen ist ein wesentlicher Faktor für den Arbeits- und Wirtschaftsstandort – und gerade jetzt das beste Rezept für einen wirtschaftlichen Aufschwung", sagt Christiane Holzinger, Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich. Je früher im Jahr der Tax Freedom Day liegt, desto mehr Spielraum bliebe also auch Unternehmerinnen für Beschäftigung und Investitionen.

In dieselbe Kerbe schlägt Neos-Sozialsprecher Gerald Loacker, der ebenfalls mehr Netto vom Brutto fordert: „Diese Krise ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Doch hie und da gönnerhaft Gutscheine zu verteilen und an kleinen Schrauben zu drehen, reicht auf Dauer nicht aus. Es geht darum, die Kaufkraft zu stützen, denn die Mitte, die das ganze System trägt, muss halten!“

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