Tesco verrechnet sich um 300 Millionen Euro

Britischer Lebenmittelkonzern hat Ärger wegen Fehler der internen Rechenkünstler
Nach Rechenfehler bei Gewinn stürzte Kurs der britischen Supermarktkette Tesco ab.

Drei Wochen ist David Lewis erst der neue Chef der kriselnden britischen Supermarktkette Tesco, schon passiert ein SuperGAU in der Bilanzierung. Der börsennotierte Einzelhandelskonzern musste einen überaus peinlichen Rechenfehler eingestehen. Die Prognose für den Halbjahresgewinn sei „überschätzt“ worden, und zwar um 250 Millionen Pfund (rund 317,9 Mio. Euro), teilte Tesco am Montag mit. Der Aktienkurs rauschte weiter talwärts.

Tesco bereitet derzeit die Veröffentlichung seines Geschäftsberichts für das Halbjahr von Anfang März bis Ende August 2014 vor. Dabei wurde "entdeckt", dass der erwartete Gewinn viel zu hoch angesetzt war, wie das Unternehmen mitteilte. Von den vorhergesagten 1,1 Milliarden Pfund müssen 250 Millionen Pfund abgezogen werden - das sind rund zehn Prozent des Jahresgewinns des Handelskonzerns. Vier Manager wurden suspendiert, die Veröffentlichung der Bilanz vom 1. Oktober auf den 23. Oktober verschoben.

Neuer Besen

Bis dahin soll die Wirtschaftsprüfergesellschaft Deloitte „unabhängig und umfassend“ die Bilanz prüfen. Der neue Chef David Lewis, seit dem 1. September im Amt, erklärte, er erwarte, dass Tesco „auf integere und transparente Weise funktioniert“. Sobald die Ergebnisse der Untersuchung vorlägen, werde er „entschiedene Maßnahmen“ ergreifen. Lewis war vom niederländischen Mischkonzern Unilever geholt worden, wo er für die Kosmetiksparte zuständig war. Jemand „mit einer neuen Vision und einem neuen Profil“ solle Tesco führen, erklärte der Verwaltungsrat Anfang September.

Schlechtestes Ergebnis

Lewis' Vorgänger Philip Clarke war im Juli wegen enttäuschender Umsatzzahlen zurückgetreten. Anfang Juni hatte Tesco für die ersten drei Monate des Jahres die schlechtesten Quartalszahlen seit 40 Jahren veröffentlicht. Nach Walmart (USA) und Carrefour (Frankreich) ist die britische Supermarktkette die drittgrößte der Welt. Sie kämpft derzeit mit einem harten Wettbewerb auf dem Heimatmarkt. Hier haben vor allem die deutschen Disckonter Aldi und Lidl den Kampf um die Kunden massiv verstärkt. Die Konzentration auf die Wachstumsmärkte China und Indien erwies sich für Tesco als weniger profitabel als erwartet.

37 Prozent Kurswert-Verlust

An der Börse in London sank der Kurs der Tesco-Aktie bis zum frühen Nachmittag um mehr als acht Prozent. Seit Beginn des Jahres verlor die Aktie damit rund 37 Prozent ihres Wertes. Schon im August hatte Tesco zudem angekündigt, die Dividende um drei Viertel zu kürzen.

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