Supermärkte müssen bald Kassendaten liefern

Supermärkte müssen Daten liefern.
Für eine realistischere Berechnung der Teuerung bekommt die Statistik Austria die Scanner-Daten.

Wenn Kunden mit 25-Prozent-Rabatt-Pickerln die Supermärkte stürmen, können sie sich zwar günstiger eindecken. Die Statistik Austria weiß davon allerdings nichts. Die Preiserheber müssen sich mit Regalpreisen und Internetrecherchen begnügen. Was sich preislich an Samstagen abspielt, bleibt gar nicht erfasst. Da sind die Preiserheber im Wochenende. Um den statistischen Warenkorb der Supermarkt-Realität anzunähern, drängt Statistik-Austria-Chef Konrad Pesendorfer schon lange darauf, dass die Handelsketten die Daten ihrer Scannerkassen übermitteln. Die haben sich allerdings geweigert, offiziell aus Sorge um den Datenschutz.

"Ich bin ein sehr hartnäckiger Mensch", sagte Pesendorfer bei der Präsentation der Inflationsentwicklung. Der Erfolg seiner Hartnäckigkeit: "Wir sind jetzt in der Endphase einer Verbraucherpreisindex-Verordnung." Gibt die zuständige Ministerin Margarete Schramböck grünes Licht, könne die Statistik Austria die Scanner-Daten rund um den Jahreswechsel in ihre Berechnungen aufnehmen.

Per Verordnung müssen die großen Ketten alle mitmachen, womit "ein Abdeckungsgrad von 85 Prozent des Umsatzes erreicht ist", so Pesendorfer. Kleine Anbieter müssen keine Daten liefern, um sie nicht zu belasten.

Es darf vermutet werden, dass sich durch die Scanner-Daten die Preisentwicklung künftig gedämpfter darstellen wird als sie die Statistiker derzeit berechnen können.

Die aktuell möglichen Instrumente haben ergeben: Die Jahresinflation machte im Vorjahr durchschnittlich 2,1 Prozent aus. Das war der höchste Wert seit 2012. "Spielbestimmend dabei war der Ölpreis", sagte Pesendorfer. Das teurere Rohöl führte zu Preissprüngen bei Treibstoffen und Heizöl (siehe Grafik unten). Entlastungen gab es dafür unter anderem beim Strompreis.

Teures Österreich

Beim für internationale Vergleiche herangezogenen Index HVPI weist Österreich für das Vorjahr eine Teuerung von 2,2 Prozent aus. Das ist viel mehr als in Deutschland (1,7 Prozent) oder im Durchschnitt der Eurozone (1,5 Prozent). Schuld an der Differenz sei vor allem die Preisentwicklung in Restaurants und Hotels, vor allem bei Bewirtungsdienstleistungen, haben die Statistiker festgestellt. "Wir haben knapp 43 Millionen Touristen. Die machen Preissteigerungen möglich, ohne dass die Nachfrage nachgibt", sagte Pesendorfer.

An allem können die Gäste allerdings auch nicht schuld sein. Von zwölf Preisgruppen – von der Bekleidung bis zum Wohnen – stiegen in elf die heimischen Preise schneller als im Euroraum. Ausnahme war der Bereich Nachrichtenübermittlung. Ökonomen kritisieren immer wieder, dass es etlichen Branchen in Österreich an Wettbewerb mangle. Die Statistik Austria will künftig stärker erfassen, ob die Konsumenten mit Online-Käufen reagieren.

Die Warenkörbe der Statistiker:

VPI

Der Verbraucherpreisindex VPI enthält 770 Waren und Dienstleistungen und bildet alle Ausgaben der heimischen Konsumenten ab – was im Fachjargon mit Inländerkonzept bezeichnet wird. Am VPI hängen indexierte Verträge, er ist bei Lohnverhandlungen wichtig. Er stieg im Durchschnitt des Vorjahres um 2,1 Prozent.

HVPI

Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex HVPI basiert auf dem sogenannten Inlandskonzept. Das heißt, dass in diesem Index auch die Ausgaben der Touristen in Österreich berücksichtigt werden. Der HVPI wird für Vergleiche mit anderen Ländern herangezogen. Er stieg im Durchschnitt des Vorjahres um 2,2 Prozent.

Spezialindizes

Mit dem Mikro- und dem Mini-Warenkorb bildet die Statistik Austria einen täglichen bzw. wöchentlichen Einkauf ab. Der tägliche Einkauf wurde im Vorjahr um 3,9 Prozent teurer, der wöchentliche Einkauf um 3,5 Prozent. Einen eigenen Warenkorb gibt es auch für den privaten Pkw-Verkehr. Dieser verteuerte sich im Vorjahr um 2,9 Prozent.

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