Studie: Österreicher sparen sich arm

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Laut der Untersuchung der Allianz-Gruppe in neun Euroländern ist Österreich das Schlusslicht bei Vermögensrenditen.

Die Österreicher haben im nunmehr schon seit einigen Jahren andauernden Niedrigzinsumfeld das "Armsparen" fortgesetzt. Die heimischen privaten Haushalte weisen laut einer Allianz-Studie unter neun Euroländern weiterhin die niedrigsten Renditen beim Geldvermögen auf. Seit 2012 erzielten sie eine jährliche nominale Rendite von 2,7 Prozent, real waren es 1,0 Prozent.

Spitzenreiter sind die Finnen mit einer durchschnittlichen jährlichen Gesamtrendite von nominal 8,5 Prozent, vor den Niederländern mit 6,2 Prozent. Bereinigt um die Inflationsrate bildet Österreich mit 1,0 Prozent auch bei der realen Rendite das Schlusslicht, nach Belgien mit 2,9 Prozent und Deutschland mit 2,3 Prozent. Spitzenreiter sind auch hier die Finnen mit 6,9 Prozent.

Zu wenig Aktien, zu viel auf der Bank

Das schlechte Abschneiden der österreichischen Haushalte bei den Renditen sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Österreicher stärker in Bankeinlagen - etwa 50 Prozent der Geldvermögen - und schwächer in Aktien - etwa 4,5 Prozent - investieren. "International zeigen sich deutliche Unterschiede im Veranlagungsmix", so Martin Bruckner, Vorstandssprecher der Allianz Investmentbank AG und CIO der Allianz Gruppe in Österreich. Er empfiehlt den Österreichern, ihr Anlageverhalten beizeiten den durch die Tiefzinsphase verursachten neuen Marktbedingungen anzupassen.

Pro Kopf wuchs das Geldvermögen der Österreicher laut Studie von 2012 bis 2015 von 55.850 auf 59.390 Euro. Das ist der sechste Platz unter den neun Euroländern. Mit dem Plus von 2,9 Prozent liegt Österreich aber nur am vorletzten Platz vor Portugal. Die Niederländer liegen mit 128.920 Euro mit Abstand an der Spitze (+5,1 Prozent). Auffallend ihr hoher Anteil an Alterssicherungssystemen am Geldvermögen von gut 60 Prozent.

Danach folgen Belgien mit 100.500 Euro (+4,1 Prozent), Frankreich mit 67.610 Euro (+4,2 Prozent) und Deutschland mit 64.920 Euro (+4,6 Prozent). Italien rangiert mit 60.060 Euro (+3,7 Prozent) knapp vor Österreich, dahinter kommen Finnland mit 51.970 Euro (+6,7 Prozent), Spanien mit 41.540 Euro (+3,2 Prozent) und Portugal mit 31.850 Euro und dem schwächsten Wachstum des Geldvermögens von 1,1 Prozent.

1000 Euro pro Kopf Wachstumsimplus "verschenkt"

In einer Simulationsrechnung kommen die Studienautoren weiters zum Ergebnis, dass die Österreicher mehr als 1.000 Euro und Wachstumsimpulse "verschenkt" haben. Hätten die privaten Haushalte in den letzten vier Jahren nicht etwa 50 Prozent ihres Geldvermögens mit einem Wertverlust von real durchschnittlich minus 0,9 Prozent jährlich bei den Banken geparkt, sondern nur 40 Prozent, und die frei werdenden Mittel zur Hälfte auf Aktien und Investmentfonds verteilt, wäre die Vermögensrendite um einen halben Prozentpunkt höher ausgefallen. Dadurch wären pro Kopf 1.060 Euro und insgesamt 9 Mrd. Euro zusätzliche Vermögenseinnahmen erzielt worden. Für das Wirtschaftswachstum hätte sich dadurch ein zusätzlicher Impuls von etwa 0,7 Prozentpunkten ergeben können.

"Auch im Niedrigzinsumfeld der letzten Jahre können Sparer hohe reale Renditen erzielen. Der Schlüssel liegt in der Zusammensetzung des Vermögensportfolios. Hier zahlt sich eine stärkere, direkte oder indirekte Orientierung hin zu den Kapitalmärkten aus", rät Bruckner.

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