Österreichs Autozulieferer auf Crashkurs

Vor allem die drohenden Staatspleiten in Europa drücken auf die Stimmung. Denn in den Schuldenländern Südeuropas können sich viele Menschen wegen sinkender Einkommen keine Neuwagen leisten. Experten rechnen damit, dass der Pkw-Absatz im nächsten Jahr dort schrumpfen wird und die Autobauer ihre Werke nicht mehr auslasten können. (Dodge Ram an der Decke montiert; Auto Show in Detroit, 2010)
Die heimische Fahrzeugindustrie verliert wegen zu hoher Löhne und zu geringer Innovation an Bedeutung.

Viel war in den vergangenen Wochen von der Bedrohung des Standortes Österreich im internationalen Wettbewerb die Rede. Eine Studie des Fraunhofer Instituts zur Lage der heimischen Fahrzeugindustrie bringt neuen Schwung in die Diskussion. Tenor der Studie: Den heimischen Autozulieferern droht die Bedeutungslosigkeit.

„Der Standort ist nicht abgesandelt, aber die Rückgänge bei den Exporten machen schon stutzig“, sagt Studienverfasser Daniel Palm. Denn während die Branche die Krise 2008/09 gut gemeistert habe, verliere sie seit geraumer Zeit den Anschluss, insbesondere an den wichtigsten Handelspartner Deutschland. Denn 90 Prozent der Produktion geht in den Export, davon die Hälfte in das Nachbarland. „Österreich hat seinen Wettbewerbsvorteil im Bereich Erzeugerpreise und Lohnstückkosten verloren“, sagt Palm. So seien die Löhne im produzierenden Gewerbe in Österreich seit 2005 um 15 Prozent, in Deutschland aber nur um acht Prozent gestiegen.

Co-Autor Henrik Gommel pflichtet ihm bei: „Die Zulieferer profitieren vom Wachstum der deutschen Hersteller nicht.“ Die Aufträge würden nicht mehr nach Österreich vergeben werden, sondern in die eigenen Werke zur besseren Auslastung oder nach Osteuropa.

Lethargie

Die beiden Studienleiter kritisieren zudem die gesunkenen Forschungsausgaben der Unternehmen. Dies liege vielleicht auch am Kostendruck, so Gommel. „Wenn man die Hersteller nicht konsequent mit neuen Lösungen unterstützt, wird man von der internationalen Konkurrenz schnell verdrängt.“ Palm ortet „eine gewisse Lethargie“ der Branche, die sich auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruhe. „Es besteht Handlungsbedarf.“

Er sei aber nicht hoffnungslos, dass die negative Entwicklung gestoppt werden könne. „Die Unternehmen kümmern sich zu wenig aktiv um neue Märkte wie Asien.“ Über die bestehenden Cluster könnte dies aber relativ leicht umgesetzt werden. Die Forschung, insbesondere in den Bereichen Antrieb und E-Mobilität, müsste intensiviert werden. Und, nicht zuletzt sollte die Arbeitszeit flexibler gestaltet werden. „Eine Anhebung der täglich möglichen Arbeitszeit auf 12 Stunden würde sicher helfen“, sagt Palm.Werde nichts umgesetzt, wäre Österreichs viertgrößter Wirtschaftszweig (30.000 direkt Beschäftigte, 11,9 Mrd. Euro Umsatz) bedroht.

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