Strumpfhersteller Wolford schreitet aus den roten Zahlen

Strumpfhersteller Wolford schreitet aus den roten Zahlen
Operativ will das Unternehmen heuer Gewinn schreiben. Gelingen soll das auch mit etlichen Neuheiten.

Die Sängerin und Schauspielerin Grace Jones, die in Wolford die Spanische Treppe in Rom heruntersteigt. Oder die Crazy-Horse-Girls, die in hauchzarten Geweben aus Bregenz tanzten. „In den 90er-Jahren, da hat man sich was getraut“, schwärmt Axel Dreher, seit einem Jahr Vorstandschef beim Vorarlberger Strumpf- und Wäschekonzern Wolford. „Dort wollen wir wieder hin.“ Auf teure Abenteuer kann er sich allerdings nicht einlassen: Der Konzern ist gerade dabei, die Restrukturierung abzuschließen und aus den roten Zahlen zu schlüpfen.

„Wir haben die Ärmel aufgekrempelt“, beschreibt Brigitte Kurz, Finanzchefin des Konzerns, das „emotional intensive Geschäftsjahr“. In der Verwaltung wurde der Personalstand um die Hälfte gesenkt, die Personalkosten wurden um gut sechs Millionen Euro reduziert, firmeninterne Prozesse beschleunigt. Die Ergebnisse für das Geschäftsjahr, das im April endete: Der Umsatz ging währungsbereinigt um 1,4 Prozent auf 149 Millionen Euro zurück. Das operative Ergebnis ist zwar noch immer negativ, das Minus verringere sich aber von 15,7 auf 9,2 Millionen Euro. Für heuer hat sich Wolford ein positives operatives Ergebnis vorgenommen.

Noch keine Dividende

Alle Laufmaschen sind allerdings noch nicht aufgefangen: Unter dem Strich wird es auch im neuen Geschäftsjahr keine schwarzen Zahlen geben können. Aktionäre, die auf Dividenden hoffen, werden sich noch eine Weile gedulden müssen.

Liquidität ist für Wolford kein Problem: Durch die Kapitalerhöhung, die diese Woche abgeschlossen wurde, „ist der Kontostand um 22 Millionen Euro angewachsen“, freut sich Finanzchefin Kurz. Der chinesische Konzern Fosun, der im Frühjahr bei Wolford eingestiegen war, hatte sich verpflichtet, alle neuen Aktien zu kaufen. Aber auch der deutsche Investor und Geschäftsmann Ralph Bartel ist mitgezogen – er hält jetzt rund 30 Prozent an Wolford. Fosun, die größte Firmengruppe Chinas im Privateigentum, besitzt rund 58 Prozent. Im Streubesitz ist nur noch ganz wenig. Die Aktie werde an der Wiener Börse bleiben, betont Kurz. Sie werde aber vom Top-Segment „Prime Market“ in den „Standard Market“ wechseln.

„Ein chinesischer Konzern, ist das was G’scheites für Wolford?“, werden die beiden Chefs immer wieder gefragt. „Ja, das ist langfristig sehr interessant“, lautet Drehers Antwort. Fosun sei nicht nur ein Türöffner – etwa zum riesigen asiatischen Markt. Die Chinesen würden auch dabei helfen, die richtigen Türen zu finden – etwa zum Online-Handelsriesen Alibaba, zu Influencern oder Schauspielern.

Tattoos

Wolford will künftig auch jüngere Kundschaft ansprechen. Für sie haben die Bregenzer ab September einige Innovationen parat. Dazu gehören etwa „Tattoo Tights“, durchsichtige Strumpfhosen, die ein Tattoo am Oberschenkel vortäuschen. Für den Herbst sind Pop-up-Stores in berühmten Warenhäusern (u.a. Steffl in Wien) geplant, in denen man Tattoo-Künstlern über die Schulter schauen kann. Mit der Herbst/Winterkollektion wird Wolford auch die weltweit ersten biologisch abbaubaren Leggings und Pullover auf den Markt bringen.

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