"Wechselbremse" kostet Steuerzahler laut Vergleichsplattorm Millionen
Die staatliche "Strompreisbremse" ist zur "Wechselbremse" geworden, kritisiert die Vergleichsplattform Durchblicker. Denn die Marktpreise seien bereits seit Monaten wieder auf weniger als zehn Cent pro Kilowattstunde (kWh) gefallen. Aufgrund der Subvention haben die Kundinnen und Kunden aber keinen Anreiz, ihren Tarif zu wechseln.
"Die Strompreisbremse hat zunächst einmal den Markt gelähmt und den Wettbewerb zum Erliegen gebracht", sagt Stefan Spiegelhofer von Duchblicker. Die Verlängerung der Maßnahme, auch in reduzierter Form, sei zudem obsolet. Denn nicht nur alternative Anbieter, sondern auch die landeseigenen Energieversorger würden inzwischen wieder Tarife unter der maximalen Fördergrenze von 25 Cent/kWh anbieten.
Bisher beträgt der staatliche Zuschuss maximal 30 Cent, bis zu einem Arbeitspreis von 40 Cent/kWh bezahlen die Konsumentinnen und Konsumenten nur 10 Cent für die ersten 2.900 kWh, die sie verbrauchen. Ab Juli soll der Zuschuss halbiert werden.
Wenig Wechselwille
Eine repräsentative Befragung unter 1.200 Menschen im Auftrag von Durchblicker hat ergeben, dass 70 Prozent der Konsumenten zumindest in den letzten zwei Jahren nicht Stromanbieter gewechselt haben. Auch jethzt würden mehr als die Hälfte der Befragten keinen Wechsel in Betracht ziehen, weil sie davon ausgehen.
Die Strompreisbremse hat jegliche Wechselbereitschaft genommen, es fehlt der Ansporn, Preise und Anbieter zu vergleichen, da ein Großteil der Mehrkosten ohnehin abgefedert wird. Sinnvoller wäre es gewesen, den Konsumentinnen und Konsumenten ein Sonderkündigungsrecht einzuräumen und sie so zum Wechseln zu animieren.
Ein Irrtum, meint man bei Durchblicker. Denn zwischen den aktuell billigsten und teuersten Tarifen läge für die Haushalte je nach Verbrauch eine Ersparnis von mehreren Hundert Euro pro Jahr.
Aber auch wo es für den einzelnen Haushalt keinen wirtschaftlichen Effekt hat, wäre der Wechsel zu einem günstigsteren Anbieter sinnvoll, argumentiert Durchblicker. Denn die von der "Strompreisbremse" abgefederten Mehrkosten trägt die Allgemeinheit. Hätten sowohl im Sommer 2023 als auch aktuell alle Betroffenen zum günstigsten Tarif gewechselt, hätte das den Staat um mehr als 300 Millionen entlastet.
Diese Rechnung ist allerdings rein theoretischer Natur. Denn dass die Großhandelspreise gesunken sind und Anbieter wieder mit attraktiven preisen um Kunden werben bedeutet nicht, dass sie dieses Preisniveau auch halten könnten, wenn sie den neuen Preis allen Kundinnen und Kunden anbieten müssten. Insbesondere alternative Anbieter decken sich typischerweise kurzfristig mit Strom ein, wenn die Großhandelspreise fallen.
Andererseits haben insbesondere Anbieter, die langfristig einkaufen und ihren Abnehmern Preisgarantien geben, auch zu Zeiten hoher Großhandelspreise eingekauft. Im Jahr 2022 haben sie dabei oftmals mehr bezahlt, als sie Bestandskunden weiteverrechnen konnten. Diese Ausgaben wollen sie naheliegenderweise refinanzieren.
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