Wie sehr die Stromkosten die Industrie tatsächlich belasten

Zusammenfassung
- Österreichische Strompreise liegen leicht über dem EU-Durchschnitt, im Mittelfeld im Vergleich mit anderen EU-Ländern.
- Die Strompreise in der EU sind deutlich höher als in den USA und China.
- Besonders betroffen von hohen Stromkosten sind energieintensive Branchen wie Chemie und Papier, wobei eine Elektrifizierung die Stromkostenanteile erhöhen könnte.
Klagen über hohe Stromkosten waren aus österreichischen Industriebetrieben zuletzt häufig zu hören. Für die Wettbewerbsfähigkeit maßgeblich sind sie aber nur in einzelnen energieintensiven Branchen.
Das hat eine Studie des Schweizer Beratungsunternehmens Prognos ergeben ergeben, die Strompreise international verglichen und Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit untersucht hat.
Wie hoch sind die heimischen Strompreise für die Industrie im EU-Vergleich?
Innerhalb der EU liegen sie laut der vom Branchenverband Österreichs Energie in Auftrag gegebenen Studie leicht über dem Durchschnitt bzw. im Mittelfeld. Bei Unternehmen mit mittlerem Jahresverbrauch (0,5 bis 2 GWh) liegt Österreich mit durchschnittlich 19,9 Cent pro kWh auf Rang 19 von 27 EU-Staaten. Bei Unternehmen mit hohem Jahresverbrauch (70 bis 150 GWh) mit 13,3 Cent pro kWh auf Rang 14.
Wie hoch sind sie im Vergleich zu den USA und China?
Die Preise in der EU sind deutlich höher. 8 Cent pro kWh in den USA und China stehen 13 Cent pro kWh in der EU gegenüber. Bis zum Krieg in der Ukraine und dem Anstieg der für die Stromerzeugung relevanten Gaspreise lagen die Strompreise in Europa nur rund 10 Prozent über jenen der USA. In China waren sie vor 2021 sogar leicht höher als in der EU. Vom Niveau vor dem Ukraine-Krieg sind die Strompreise in der EU weit entfernt. Vor 2021 lagen sie unter 10 Cent pro kWh.
Warum sind die Strompreise in Europa stärker gestiegen?
In den USA sind die Gaspreise wegen der eigenen Förderung deutlich günstiger. Das wirkt sich auch auf die Kosten für die Stromerzeugung aus. In China, wo viel Strom mit Kohle erzeugt wird, hat sich der Strompreis vom ebenfalls gestiegenen Kohlepreis entkoppelt. Studienautor Sven Kreidelmeyer vermutet staatliche Eingriffe.
Wie wirken sich die Preise auf die Wettbewerbsfähigkeit aus?
Unterschiedlich. In vielen Branchen machen sie nur einen vergleichsweise geringen Anteil am Umsatz heimischer Firmen aus. Je nach Branche beträgt er zwischen 0,2 und 3 Prozent, im Schnitt sind es 0,9 Prozent.
Welche Branchen sind besonders betroffen?
Besonders von den hohen Stromkosten betroffen sind die Chemie, Papier-, aber auch Teile der Mineralienindustrie, etwa die Zementerzeugung. Die zunehmende Elektrifizierung werde die Stromkostenanteile aber in fast allen Branchen deutlich erhöhen, sagt Kreidelmeyer.
Wie können die Kosten für die Betriebe eingegrenzt werden?
Kurzfristig empfiehlt die Studie eine Strompreiskompensation. Die Maßnahme habe eine hohe Zielgenauigkeit, der Mittelaufwand sei vergleichsweise gering, sagt Kreidelmeyer. In Österreich gab es einen solchen Strompreisausgleich 2022. Verlängert wurde er nicht.
Österreichs-Energie-Präsident Michael Strugl sprach sich für eine treffsichere Kompensation von Stromkosten für energieintensive Betriebe aus. Langfristig müsse man möglichst viel erneuerbare Energie selbst erzeugen, um kein Gas mehr für die Stromerzeugung zu benötigen, und auch die Netze entsprechend ausbauen.
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